Alle, wirklich alle Unternehmen brauchen digitale Strategien

Auftakt Veranstaltung Mittelstand 4.0: Kleine und mittlere Unternehmen müssen sich der Digitalisierung stellen

Manchmal hilft ein Blick zurück, um das Ausmaß der Veränderung zu erkennen. War das Jahr 2002 noch das Jahr, indem die meisten analogen Fotos überhaupt produziert wurden, sind die großen Unternehmen der analogen Fotobranche heute, nur 13 Jahre später, entweder ganz verschwunden oder widmen sich längst anderen Geschäftsfeldern. Wer glaubt, die Wucht der Digitalisierung treffe nur einzelne Branchen und vor allem die Konsumgüterindustrie, der irrt. „Alles, was digitalisiert werden kann, wird auch früher oder später digitalisiert“, das war eine der zentralen Botschaften der Auftaktveranstaltung Mittelstand 4.0, die jetzt im Mülheimer Haus der Wirtschaft stattfand.

Über hundert Unternehmer aus der Region nutzten das gemeinsame Angebot von Unternehmerverband, IHK und Mülheim & Business Wirtschaftsförderung, sich über die Folgen der Digitalisierung zu informieren. „Gerade kleine und mittlere Unternehmen müssen sich diesem Thema stellen. Digitalisierung muss Chefsache sein“, so der gemeinsame Aufruf der Präsidentin der Industrie- und Handelskammer zu Essen, Jutta Kruft-Lohrengel und des Vorsitzenden des Mülheimer Unternehmerverbandes, Hanns-Peter Windfeder. Zwar biete der digitale Wandel, der auch unter den Überschriften „Industrie 4.0“, „Internet der Dinge“ oder „Vernetzung der Produktion“ diskutiert werde, große Chancen, aber es gebe auch noch einen großen Nachholbedarf.

Um ihre Botschaft zu unterstreichen, hatten die Organisatoren des Auftakts führende Experten aus dem Bereich Industrie 4.0 eingeladen. Dagmar Dirzus, Geschäftsführerin beim Verein Deutscher Ingenieure (VDI), unterstrich in ihren Ausführungen das enorme Tempo des digitalen Wandels. Die Steigerung der Leistungsfähigkeit von Computern in den vergangenen Jahren habe sich zwar weitgehend rumgesprochen, doch von der Dimension der Veränderung machten sich nur wenige ein Bild. Benötigten etwa die USA für die Simulation von Atomwaffenexplosionen Ende der 90er Jahre noch einen fußballfeldgroßen, hunderte Millionen Euro teuren Rechner, ist ein Spiele-Rechner mit gleicher Kapazität heute für jedermann für 350 Euro erwerbbar.

Dirzus machte zwar deutlich, dass die deutsche Wirtschaft zwar nach wie vor innovationsstark sei, doch sie hatte auch eine Warnung im Gepäck. Die digitale Transformation unterscheidet sich in einem Punktgrundlegend von der bisherigen Entwicklung: „Die aktuellen, disruptiven technologischen mpulse kommen meistens weder aus dem eigenen Unternehmen noch aus der eigenen Branche, sondern aus ganz anderen Bereichen. Es geht darum, die Möglichkeiten des Internets der Dinge und vor allem neue Vernetzungschancen zu erkennen. Das heißt auch, Services anzubieten, die eine Differenzierung am Markt ermöglichen und die eigenen und auch neue Kunden mit ihren Wünschen und Bedarfen frühzeitig zu verstehen“, so Dirzus. Amazon ist längst Meister darin, Kundenwünsche zu erkennen und widmet mit sich längst nicht mehr nur Konsumgütern. Es bedürfe auch bei kleinen und mittleren Unternehmen dieses Muts zum Wandel. „Diese Öffnung muss ebenso Teil der Unternehmenskultur werden wie die strategische Verankerung der digitalen Transformation, wenn man in Zukunft erfolgreich sein will“, so Dirzus.

Für die Verankerung von digitalen Strategien in der Unternehmenskultur warb auch Eduard Sailer, Geschäftsführer Technik beim ostwestfälischen Hausgeräte-Hersteller Miele. Mit großer Entschlossenheit geht Miele beim Internet der Dinge voran. Das Geschäft mit den Waschmaschinen zum Beispiel wird von Daten und ihrer Vernetzung erobert. Google und Amazon haben Hausgeräte und ihre intelligente Verzahnung mit den Bedürfnissen der Kunden längst im Visier. „Branchenfremde Markttreiber“ nennt Sailer sie, doch statt diese Entwicklung zu bedauern, nimmt Miele den Wettbewerb offensiv an und passt Geschäftsmodelle an. „Mit einem Klick erhalten Miele-Kunden ein neues Waschmittel, wann immer sie es benötigen“, erläutert Sailer eine neue sog. „Dash-Funktion“ als Beispiel. Auch Sailers Botschaft war eindeutig: „Es liegt im Wesen einer Revolution, dass sie Gewinner und Verlierer kennt; so auch die Digitalisierung Wer die Herausforderung nicht annimmt, wird verlieren.“

Nach der Auftaktveranstaltung ist nun die Unternehmerschaft selbst gefragt. Wirtschaftsförderer Jürgen Schnitzmeier verwies auf eine Fragebogenaktion, die helfen soll, ein passgenaues Angebot für die heimische Wirtschaft zu entwickeln. „Jedes Unternehmen braucht eine individuelle Lösung, deswegen ist es wichtig, dass wir mehr darüber erfahren, an welchen Stellen konkret Informationsbedarf besteht“, erläuterte Schnitzmeier. Verschiedene Aspekte der Digitalisierung sollen dann in Workshops vertieft werden. Zudem verwies Schnitzmeier auf konkrete Beratungsangebote und Kompetenzen vor Ort. Bei IHK, Unternehmerverband, Mülheim & Business, aber auch bei der Hochschule Ruhr-West gibt es konkrete Ansprechpartner und vielfältige Angebote, die hiesige Unternehmen nutzen können.

Die Unternehmerverbandsgruppe mit ihren sechs Einzelverbänden und ihren rund 700 Mitgliedsunternehmen gehört zu den größten Arbeitgeberverbänden Nordrhein-Westfalens. Mit Sitz in Duisburg reicht ihr angestammtes Verbreitungsgebiet vom westlichen Ruhrgebiet (Duisburg, Mülheim, Oberhausen) über den Kreis Wesel bis an die niederländische Grenze (Kreis Kleve) und ins Münsterland (Kreis Borken).

Gäste und Gastgeber: Kerstin Einert-Pieper (Unternehmerverband), Jürgen Schnitzmeier (Wirtschaftsförderung), Rednerin Dr. Dagmar Dirzus (VDI), Jutta Kruft-Lohrengel (IHK), Hanns-Peter Windfeder (Unternehmerverband) und Redner Dr. Eduard Sailer (Miele) (Foto: Unternehmerverband)

Ansprechpartner

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Geschäftsführer "Wirtschaft für Duisburg" und Geschäftsführer Kommunikation

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Regionalgeschäftsführung Kreise Borken / Kleve und Pressesprecherin

Telefon: 0203 99367-223

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Geraldine Klan

Referentin

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Avelina Desel

Mitarbeiterin Kommunikation und Marketing

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