Fachkräftesicherung ist Mega-Herausforderung für die Unternehmen

Aktuelle Konjunktur-Umfrage: Blick in die Zukunft fällt nur verhalten optimistisch aus / Unternehmen suchen Wege im Kampf gegen den Fachkräftemangel

Die aktuelle Konjunktur-Umfrage von „Arbeitgeber Ruhr“, die im Juni dieses Jahres durchgeführt wurde, zeigt zwei zentrale Ergebnisse. Erstes Ergebnis: Die anhaltende Verunsicherung – gerade mit Blick auf die Rezession in großen Teilen Europas – führt zu nur gedämpften Erwartungen der Unternehmen an das zweite Halbjahr 2013. Die Geschäftserwartungen sind mit einem Anteil der positiven Rückmeldungen von unter 50 Prozent sogar eher unerfreulich. Zweites zentrales Ergebnis der Umfrage: Kaum eine Herausforderung beschäftigt die Betriebe im Ruhrgebiet so sehr, wie die Frage der Fachkräftesicherung. Rund zwei Drittel der Unternehmen sieht in den nächsten Jahren einen aufkommenden Fachkräftebedarf. Aktuell können schon rund ein Viertel der Betriebe freie Stellen nicht besetzen. Diese aktuellen Zahlen präsentierte heute der Vorsitzende des Unternehmerverbandes der Metallindustrie Ruhr-Niederrhein, Wim Abbing, bei einer Pressekonferenz in Emmerich.

Die Konjunktur-Umfrage wurde von 17 Arbeitgeberverbänden der Region durchgeführt. „Arbeitgeber Ruhr“ besteht aus Verbänden mit Sitzen in Bochum, Dortmund, Duisburg, Essen und Gelsenkirchen. Diese organisieren insgesamt etwa 2.300 Mitgliedsunternehmen mit 250.000 Beschäftigten. An der Erhebung haben sich rund 300 Unternehmen im ganzen Ruhrgebiet beteiligt, demnach sind die Ergebnisse durchaus repräsentativ.

Ergebnisse im Einzelnen

Die aktuellen Konjunktur-Parameter für das erste Halbjahr 2013 belegen die Fortsetzung des schon in der Herbst-Umfrage 2012 sichtbaren Abwärtstrends. „Trotzdem ist das Niveau bei Geschäftslage und Erträgen der Unternehmen noch insgesamt mit der Note ‚befriedigend‘ zu bezeichnen“, folgert der Vorsitzende des Unternehmerverbendes der Metallindustrie Ruhr-Niederrhein. Abbing verweist dabei auf zwei Drittel der Unternehmen, die ihre Lage im ersten Halbjahr 2013 als befriedigend oder gleichbleibend gut darstellen. Doch ist auch hier ein Rückgang von 8 Prozent gegenüber der Herbst-Umfrage zu verzeichnen. Gegenüber der Umfrage im gleichen Vorjahreszeitraum fällt der Rückgang mit 16 Prozent sogar noch höher aus. Auch bei den Auftragseingängen und den Umsätzen sind die positiven Rückmeldungen in der Minderheit. „Der Aufschwung ist zum Stillstand gekommen. Die konjunkturelle Abkühlung ist damit doch klarer ausgefallen, auch wenn die Unternehmen sich insgesamt robust präsentieren“, so Abbing.

Stabilität kennzeichnet den Arbeitsmarkt. Zwar ist der Beschäftigungssaldo im ersten Halbjahr 2013 leicht ins Minus gerutscht, jedoch sind die Unternehmen weit vom „Krisenmodus“ des Jahres 2009 entfernt. So hat die Kurzarbeit noch keine dramatischen Ausmaße angenommen (7 Prozent der befragten Unternehmen müssen aktuell Kurzarbeit fahren). Die Prognose für das zweite Halbjahr ist hinsichtlich des Arbeitsmarktes auch schon wieder besser. Der Beschäftigungssaldo ist in der Prognose deutlich im Plus: 19 Prozent der Unternehmen wollen Beschäftigung aufbauen, nur 9 Prozent abbauen. Erfreulich ist der Blick auf die Ausbildungsplatzperspektive: Zwei Drittel der Unternehmen wollen hier Stabilität, der Ausbildungsplatzsaldo hat sich dabei sogar leicht verbessert.

Mit diesen Zahlen signalisieren die Unternehmen bereits, wie wichtig ihnen Maßnahmen zur Fachkräftesicherung geworden sind. Branchenübergreifend liegt der Fokus der Unternehmen dabei vor allem auf technischen Berufen. Gesucht werden gewerblich-technische Fachkräfte und Ingenieure. Damit zeigt sich erneut, dass die MINT-Disziplinen in der Wirtschaft sehr gefragt sind. Mit MINT bezeichnet man die Bereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Mangelberufe zeigen sich dabei in der ganzen MINT-Brandbreite: es fehlen zum Beispiel Chemikanten, Packmitteltechnologen, Zerspanungsmechaniker, Werkzeugmechaniker und Konstrukteure. Wim Abbing unterstreicht mit Blick auf die Umfrage-Ergebnisse die großen Chancen für junge Leute in technischen Berufen. „Mit einer technischen Ausbildung hat man gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Gerade junge Frauen sind hier noch zu oft zurückhaltend. Aber auch ihnen bieten MINT-Berufe große Perspektiven“, so Abbing.

Separat werden in der Umfrage die Ergebnisse für die Metall- und Elektroindustrie ausgewiesen. Die größte Industriebranche liegt beim Rückblick auf das erste Halbjahr 2013 innerhalb des Trends der Gesamtwirtschaft. Die Prognosen für das zweite Halbjahr sind dann auch hier eher zurückhaltend. Bei den Erträgen erwarten die Metall- und Elektrounternehmen Verschlechterungen, allerdings sind die Investitionsplanungen hier wieder optimistischer. Ein etwas negativeres Bild als im Durchschnitt der Gesamtwirtschaft ergibt der Blick auf den Arbeitsmarkt im Metall- und Elektrobereich. Beschäftigungs- und Ausbildungssaldo verharren leicht im Minus.

Schlussfolgerungen

„Die Umfrageergebnisse sind ein Weckruf für Unternehmen und Politik gleichermaßen“, bilanziert Wim Abbing die aktuellen Zahlen. Die Unternehmen müssten ihre Anstrengungen zur Fachkräftesicherung noch einmal verstärken. Noch gebe es gerade bei kleinen und mittleren Unternehmen Planungs- und Umsetzungsdefizite. „Hier sind wir natürlich gerade auch als Unternehmerverband mit unseren Leistungen gefragt. Wir geben schon heute den Betrieben wichtige Hilfestellungen. Der Stellenwert wird noch einmal steigen“, so Abbing. Der Fachkräftemangel sei aber keineswegs ein Thema nur für die Unternehmen. Sie könnten das Problem alleine nicht schultern. „Auch die Politik muss sich über ihre Verantwortung im Klaren sein. Sie muss Rahmenbedingungen zur Stärkung des Fachkräftestandorts schaffen“, erklärt Abbing.

Das Thema Fachkräftesicherung gehöre ganz oben auf die politische Agenda. „Gerade im Segment der hochqualifizierten Fachkräfte steuern wir auf einen großen Engpass zu. In Kooperation mit den Unternehmen ist hier eine gemeinsame Kraftanstrengung nötig“, so Wim Abbing. Man habe gegenüber anderen Standorten zum Teil sicher auch ein Image-Problem, an dem man arbeiten müsse. Es seien aber auch die Potentiale durch Hochschulen und Universitäten noch nicht hinreichend ausgeschöpft. Hier müssten Kooperationen auf allen Ebenen, etwa im Bereich der Wirtschaftsförderung, ausgebaut werden. Ferner komme der Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch die Bereitstellung von qualitativ hochwertigen und bezahlbaren Betreuungsplätzen eine Schlüsselrolle zu. „Wir müssen überlegen, wie man qualifizierte Fachkräfte an den Standort lockt. Das Thema ,günstiges Wohnen‘ kann hier teilweise ein Argument sein“, erläutert Wim Abbing. 

Wim Abbing, Vorsitzender des Unternehmerverbandes der Metallindustrie Ruhr-Niederrhein (Foto: Unternehmerverband)

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