„Viel ist derzeit in Bewegung. Es gibt noch eine große Unsicherheit, aber klar ist auch: Die Unternehmen wollen helfen. Das zeigen die große Resonanz auf unser Informationsangebot und die intensive Diskussion“, so das Fazit von Wolfgang Schmitz, Hauptgeschäftsführer des hiesigen Unternehmerverbandes, nach einer Informationsveranstaltung, die jetzt zum Thema Flüchtlinge und ihren Chancen auf dem Arbeitsmarkt im Duisburger HAUS DER UNTERNEHMER stattfand. Fast 70 Vertreter der regionalen Wirtschaft – darunter Unternehmer aus Duisburg, Mülheim, Oberhausen, Bocholt und dem Kreis Wesel – nahmen die Einladung des Unternehmerverbandes an, sich ein Bild von den Aufgaben und Möglichkeiten in der aktuellen Lage zu machen.
Alle Beteiligten sind sich einig, dass Grundlage für eine gelingende Integration die Aufnahme von Arbeit oder der Beginn einer beruflichen Ausbildung ist. Es gibt gute Gründe, Asylbewerbern und Asylberechtigten einen Job zu geben. Nur: Wie kommen Flüchtlinge und Unternehmen zusammen? Dass es keine einfache Antwort auf diese Frage geben würde, wussten die Teilnehmer.
Die Experten vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), der Agentur für Arbeit und der Landesvereinigung der Arbeitgeberverbände „unternehmer nrw“ versuchten, auf der Info-Veranstaltung Möglichkeiten aufzuzeigen, wie das Arbeitskräftepotenzial der Flüchtlinge für die hiesige Wirtschaft genutzt werden kann.
Es komme allerdings auf den Einzelfall an, so die Einschätzung der Arbeitsagentur. Deutlich wurde, dass die individuellen Voraussetzungen bei den Flüchtlingen sehr unterschiedlich sind. Vorsichtige Schätzungen gehen davon aus, dass rund die Hälfte der ankommenden Menschen über einen Schulabschluss, gleich welcher Art, verfügt. Rund ein Fünftel der Flüchtlinge verfügt über einen Berufsabschluss. Allein die Feststellung dieser Qualifikationen bei tausenden von Menschen, das so genannte Profiling, sei aktuell eine riesige Herausforderung für die Arbeitsagenturen.
Gleichzeitig berichten aber alle Experten, dass die Motivation der Flüchtlinge sehr groß ist. Ihre hohe Lern- und Leistungsbereitschaft wird herausgestellt. Doch jenseits der Motivation und der Qualifizierung, stellt sich die Frage nach der Bleibeperspektive der Flüchtlinge. Klare Botschaft der Veranstaltung war, dass Menschen mit hoher Bleiperspektive schneller in Arbeit vermittelt werden sollen als bisher. Bevor also über den Aufenthaltsstatus entschieden werden kann, sollen Menschen aus bestimmten Ländern bereits gefördert werden. Dies betrifft aktuell ankommende Flüchtlinge aus Syrien, Irak, Iran und Eritrea. „Dass Menschen monatelang, manchmal sogar jahrelang, zum Nichtstun verurteilt sind, schadet der Integration. So werden für alle Beteiligten Chancen verpasst. Es ist deswegen gut, dass wir hier ein Umdenken erleben“, erklärt Wolfgang Schmitz vom Unternehmerverband.
Dass die überwältigende Zahl der ankommenden Flüchtlinge die Behörden in Deutschland vor eine ihrer größten Herausforderungen stellt, ist unbestritten. Die teils chaotischen Verhältnisse bei der Registrierung und Verteilung der Flüchtlinge sind bekannt. Trotzdem kristallisiert sich mehr und mehr heraus, welche Akteure nun vor allem gefragt sind. Eine Schlüsselrolle haben die Agenturen für Arbeit und die Jobcenter inne. In Duisburg wurde hierzu von beiden Stellen ein sogenannten „Integration Point“ gebildet als erste Anlaufstelle für den Übergang in den Arbeitsmarkt. Dort werden das Bildungsniveau und die mitgebrachten Qualifizierungen geprüft, um dann den Ausbildungs- oder Fortbildungsbedarf zu ermitteln oder direkt den Übergang in aktive Beschäftigung zu unterstützen.
Sie sind auch die entscheidenden Ansprechpartner für die Unternehmen, wenn es um das Angebot von Praktika, Ausbildungsplätze oder weitergehende Arbeitsverhältnisse für Flüchtlinge geht. Über den örtlichen Arbeitgeber-Service der Agenturen für Arbeit (Tel. bundesweit erreichbar über: 0800 4555520) sollen Unternehmen potentielle Kandidaten finden.
Damit die Vermittlung gelingt, müssen aber vor allem noch Sprachkenntnisse vermittelt werden. Sprach- und Integrationskurse stehen deswegen derzeit im Fokus aller Bemühungen „Die Sprache ist die Voraussetzung für die Aufnahme von Arbeit oder Ausbildung. Eine grundlegende Verständigung muss möglich sein“, erläutert Schmitz. Es werde kein perfektes Deutsch in Wort und Schrift verlangt, aber eben Grundlagen. In der Arbeitswelt könnten die Sprachkenntnisse durch das tägliche Miteinander mit den Kollegen dann schnell vertieft werden.
Die Unternehmerverbandsgruppe mit ihren sechs Einzelverbänden und ihren rund 700 Mitgliedsunternehmen gehört zu den größten Arbeitgeberverbänden Nordrhein-Westfalens. Mit Sitz in Duisburg reicht ihr angestammtes Verbreitungsgebiet vom westlichen Ruhrgebiet (Duisburg, Mülheim, Oberhausen) über den Kreis Wesel bis an die niederländische Grenze (Kreis Kleve) und ins Münsterland (Kreis Borken).