„Demografiebedingt“, „Demografisches Problem“, „Demografie-Falle“ – diese Begriffe bescheren Verantwortlichen in Personalabteilungen häufig Sorgenfalten: Wenn sich weniger Schüler auf die Ausbildungsstellen bewerben, Fach- und Führungspositionen unbesetzt bleiben oder Meister ohne Nachfolger in den Ruhestand gehen. „Corona hat das Thema Demografie – wie vieles andere auch – etwas in den Hintergrund gerückt. Trotzdem sollten Unternehmen die Altersstruktur ihrer Beschäftigten immer im Blick behalten, um wettbewerbsfähig zu bleiben“, sagt Tobias Fastenrath vom Unternehmerverband. Der Verbandsingenieur berät hiesige Firmen in Sachen Demografie wie auch zu Arbeitsorganisation sowie Arbeits- und Gesundheitsschutz.
Analyse, Wissen sichern und Weiterbildung– das sind aus Fastenraths Sicht die Auswege aus der Demografie-Falle. „Stellt man die Altersstruktur des Unternehmens und regionale Demografiedaten nebeneinander, wird schnell sichtbar, wo und wie zügig gehandelt werden muss.“ Beispielhaft nennt der Verbandsingenieur, wie Arbeitsplatz, Umgebung und Arbeitszeit zu gestalten sind, wie die Arbeit optimal organisiert wird oder wie Führung an sich oder betriebliches Gesundheitsmanagement gelebt werden. Dazu wie auch zum Thema „Wissensmanagement“ berät Fastenrath die Mitglieder des Unternehmerverbandes im Rahmen der Mitgliedschaft und weitere interessierte Unternehmen als Projektingenieur.
Ein weiteres Rezept gegen den demografiebedingten Fachkräftemangel ist für Tobias Fastenrath Weiterbildung. „Im eigenen Unternehmen und im laufenden Betrieb können Führungskräfte für weitere Aufgaben qualifiziert werden.“ Dazu bietet der Unternehmerverband über sein Tochterunternehmen HAUS DER UNTERNEHMER GmbH selbst Seminare an: „Meisterhaft führen in der Produktion“ und „Betriebswirtschaft für Techniker“ sind da die Klassiker, hinzu kommen Workshops über „Change-Management für den Personalbereich“, „Vom Kollegen zum Vorgesetzten“ oder „Projektmanagement für Fach- und Führungskräfte“.
Weit über solche Tages-Seminare hinaus gehen langfristige Ansätze, wie Ingenieure durch ein duales Studium, also inklusive Ausbildung, heranzuziehen, oder Meister ‚on the job‘ auszubilden. Dazu empfiehlt Jennifer Middelkamp von der Regionalgeschäftsführung des Unternehmerverbandes im Kreis Borken hiesige Angebote: Die Industrie- und Handelskammer etwa startet in Bocholt nach den Sommerferien einige Kurse, bei denen sich Beschäftigte berufsbegleitend über einen längeren Zeitraum fortbilden – etwa zum Industriemeister, Industriefachwirt oder Technischen Betriebswirt. Auch Duale Studiengänge in Kooperation mit der hiesigen Westfälischen Hochschule werden angeboten. „Unsere ländliche Region ist für Fachkräfte nicht wie die Großstädte per se anziehend. Deshalb gilt es die Fachkräfte, die man schon im Unternehmen hat, weiter zu qualifizieren und so zu binden.“
Weiterbildung ist vielfach förderfähig, ergänzt Tobias Fastenrath, etwa durch das Qualifizierungschancengesetz, über das der Unternehmerverband u. a. in seinem Arbeitskreis Personal informiert hat. „So profitiert der Arbeitgeber sogar dreifach: Er erhält besser ausgebildetes Personal, er muss es nicht alleine bezahlen und er steigert nachweislich seine Arbeitgeberattraktivität, weil er auch solche nicht-monetären Instrumente einsetzt.“