„Gegen Stress hilft kein Gesetz“

Der Arbeitswissenschaftler Professor Sascha Stowasser warnt beim Bocholter Unternehmerfrühstück vor unnötiger neuer Bürokratie: „Bestehende Arbeitsschutzbestimmungen reichen absolut aus“

Die Politik hat ein neues Thema entdeckt: „Stress am Arbeitsplatz“. Seit gut einem Jahr überbieten sich die Parteien mit Vorschlägen zur Bekämpfung von psychischen Belastungen am Arbeitsplatz. Von Anti-Stress-Gesetzen und -Verordnungen ist auch im aktuellen Wahlkampf viel die Rede. Eine paradoxe Entwicklung sieht darin der Wissenschaftler Professor Sascha Stowasser vom Institut für angewandte Arbeitswissenschaften (ifaa), der heute (28. August 2013) zu Gast beim Unternehmerfrühstück von Unternehmerverband und Wirtschaftsförderung war. „Wenn wir ganz genau hinschauen, ist nämlich gar kein Anstieg psychischer Erkrankungen zu verzeichnen“, so der Wissenschaftler. Stowasser verwies auf die Auswertung von 44 Studien zum Thema und entsprechend eindeutige Ergebnisse.

Unabhängig von den konkreten Zahlen müssten die Unternehmen das Thema aber ernstnehmen. Schließlich seien die Bestimmungen des Arbeitsschutzes schon heute eindeutig. „Um eine Gefährdungsbeurteilung, auch in Sachen psychische Gesundheit, kommt kein Unternehmen herum“, erläuterte Stowasser. Doch gerade psychische Belastungen seien überaus verschieden. „Hier gibt es keine Pauschalantworten. Wir müssen uns jede Berufsgruppe und jedes Unternehmen individuell anschauen“, sagte der Arbeitswissenschaftler. So seien Lehrer und Pflegekräfte als Angehörige „emotionsgeladener Berufe“ deutlich häufiger betroffen als Arbeitnehmer in der Industrie. Der Experte verwies auf ebenso vielfältige Instrumente zur Stressbekämpfung. Allein die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin zeige in einem Katalog fast 100 mögliche Maßnahmen auf. Anders als zum Beispiel Rückenbeschwerden sei der Stress eben schwer zu „greifen“ und zu bewerten.

Es stelle sich im Einzelfall zudem immer auch die Frage, wo eigentlich genau die Stressfaktoren liegen. „20 Prozent ihrer Lebenszeit verbringen durchschnittliche Arbeitnehmer am Arbeitsplatz. Stressfaktoren in der Freizeit sind bei der Diskussion deswegen genauso zu berücksichtigen“, erklärte Stowasser. Jeder Zweite komme, so der Wissenschaftler mit dem Verweis auf eine Erhebung, gestresst aus seinem Urlaub zurück, ganz zu schweigen von der großen Bedeutung von Beziehungsproblemen und anderer privater Missstände.

Ein neues Anti-Stress-Gesetz würde deswegen nicht zu weniger Stress bei den Arbeitnehmern, aber zu mehr Stress bei den Unternehmern führen. Sie hätten dann mit noch mehr Bürokratie zu kämpfen. Viel Bestätigung bekam Stowasser für seine Position bei den rund 70 Zuhörern im Hotel Residenz. Mehrere Wortmeldungen wandten sich gegen immer neue Reglementierungen für die Wirtschaft. „Mit unserer heutigen Veranstaltung wollen wir für die Unternehmerschaft natürlich auch ein klares Zeichen setzen gegen ein Bürokratiemonster, das keinem hilft“, fasste Jürgen Paschold vom gastgebenden Unternehmerverband die Diskussion über mögliche neue Verordnungen zusammen. „Es lohnt sich, gerade in Anbetracht der demographischen Entwicklung, in die Gesundheit seiner Mitarbeiter zu investieren. Aber dafür brauchen wir kein neues Gesetz“, so Paschold am Ende der Veranstaltung.

Dank an den Referenten: Jürgen Paschold vom Unternehmerverband dankt dem Arbeitswissenschaftler Professor Sascha Stowasser für seinen Vortrag (Foto: Unternehmerverband)

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