Gut kombiniert: Teilzeit-Mutter und Teilzeit-Azubi

Mutter absolviert bei GERA Chemie in Mülheim Teilzeit-Berufsausbildung / Unternehmer-verband: „Großes Bewerberpotenzial – was Anzahl, Qualität und Motivation angeht“

Jede zweite Mutter und jeder dritte Vater, die zwischen 16 und 24 Jahre alt sind, stehen ohne Berufsabschluss da – und sie besuchen weder eine Schule noch absolvieren sie eine duale Ausbildung. „Das müssen wir ändern“, fordert Wolfgang Schmitz vom Unternehmerverband und wirbt für ein Modell, dass dieser Zielgruppe nicht nur eine Beschäftigung, sondern auch einen Berufsabschluss ermöglicht: die Duale Ausbildung in Teilzeit. Diese absolvieren bundesweit derzeit etwa 3.000 junge Erwachsene. „Das sind viel zu wenige“, stellt Schmitz fest. Da es in den Mitgliedsfirmen des Unternehmerverbandes Praxiserfahrungen mit der Teilzeitausbildung gibt, weiß er: „Auszubildende mit Kindern sind besonders verantwortungsbewusst und motiviert, weil sie die Chance auf einen Berufsabschluss unbedingt nutzen wollen. Häufig erzielen sie sogar bessere Ergebnisse als Vollzeitauszubildende.“ Dieses Bewerberpotenzial – was Anzahl, Qualität und Motivation angeht –, sollten sich die Unternehmen zunutze machen. „In Zeiten des demografischen Wandels müssen sich Arbeitgeber mit attraktiven Angeboten um Mitarbeiter bewerben, nicht umgekehrt“, so Schmitz.

Für Mülheim und Umgebung ist die bbwe Gemeinnützige Gesellschaft für Beratung, Begleitung und Weiterbildung mbH für die Teilzeitausbildung einer von drei Ansprechpartnern in der Region. Denn sie ist Träger eines Projektes des Landes NRW und vermittelt derzeit zehn Teilnehmer an Unternehmen. „Betriebe zu finden, ist nicht einfach. Die Arbeitgeber befürchten, dass die Azubis zu wenig im Betrieb sind. Aber Teilzeit heißt nicht halbtags; die meisten Teilzeitauszubildenden haben Verträge über 25 bis 35 Stunden“, berichtet Claudia Isenbügel von der bbwe. Von dieser Zeit müsse zwar noch die Berufsschulzeit abgezogen werden, „die Azubis machen das aber mehr als wett, weil sie gestandene Persönlichkeiten und sehr stressresistent sind.“

Wie die 31-jährige Evgenia Gaas. Die alleinerziehende, zweifache Mutter absolviert derzeit bei der GERA Chemie GmbH in Mülheim die zweijährige Ausbildung zur Fachlageristin. Als Produktionshelferin bearbeitet die Deutsch-Russin an Maschinen Isoliermaterialien, also etwa Schneiden, Bekleben, Bedrucken; das Mülheimer Unternehmen stellt Produkte rund um den Fußbodenaufbau und für die Verpackungsindustrie her. Um Kinderbetreuung und Job unter einen Hut zu bekommen, macht sie morgens zunächst ihre fünf- und achtjährigen Töchter für den Kindergarten und die Schule fertig und arbeitet in der Zeit von 9 bis 15:30 Uhr. „Ich arbeite an drei Tagen die Woche, zwei Tage sind Berufsschule“, berichtet Gaas. „Im Vergleich zu ‚normalen‘ Azubis arbeitet unsere Teilzeit-Azubine 25 Prozent weniger. Das lässt sich in der Produktion gut organisieren“, berichtet der GERA-Geschäftsführer Gerd Kleemeyer. Der betriebliche Teil der Ausbildung lasse sich trotz der verkürzten Arbeitszeit ebenfalls gut abbilden, „die Inhalte sind nicht so anspruchsvoll wie etwa im kaufmännischen Bereich“, berichtet Kleemeyer. Der Geschäftsführer gab der alleinerziehenden Mutter eine Chance, denn die in Russland gelernte Buchhalterin hatte zuvor nur Absagen auf ihre Bewerbungen erhalten. „Sie hat drei Tage zur Probe gearbeitet und da war für mich klar: Die nehme ich.“ Bis heute ist Kleemeyer begeistert von der vorbildlichen Arbeitseinstellung: „Evgenia Gaas weiß die Chance zu schätzen und ist absolut loyal.“ Sowohl Kleemeyer als auch Gaas können sich gut vorstellen, auch nach der Ausbildung weiter zusammenzuarbeiten.

Evgenia Gaas ist leuchtendes Beispiel dafür, dass sich Beruf und Familie – das können ja auch pflegebedürftige Angehörige sein – vereinbaren lassen. „Gelingt dies, ist das eine Chance für Unternehmen, ihren Bedarf an Fachkräften zu decken“, sagt Wolfgang Schmitz vom Unternehmerverband. Denn in einigen Branchen – neben technischen Berufen sind das solche in der Pflege in Krankenhäusern und Alteneinrichtungen – fehlt es an Fachkräften. „Gefragt sind nicht nur Akademiker, sondern auch Fachpersonal, das sich die Firmen im eigenen Hause selbst ausbilden“, resümiert Wolfgang Schmitz.

Weitere Informationen zur Teilzeitausbildung bietet die Internetseite www.jobstarter.de/ausbildung-in-teilzeit

Evgenia Gaas lernt bei der GERA Chemie GmbH in Mülheim den Beruf der Fachlageristin; die Chance, dies in Teilzeit zu machen, gab ihr Geschäftsführer Gerd Kleemeyer. (Foto: Unternehmerverband)

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