Rekordtief: Weniger Verträge trotz höheren Lehrstellenangebots

Unternehmerverband betont Wert der Dualen Ausbildung / Trotz guter Aussichten wählen Flüchtlinge lieber Aushilfsjobs

Die Unternehmen in Deutschland haben im vergangenen Jahr so viele Lehrstellen wie lange nicht angeboten: 104 Lehrstellen kamen laut Bundesbildungsministerium auf 100 Bewerber – vor zehn Jahren waren es nur 95. Dennoch haben im vergangenen Jahr so wenige Jugendliche wie noch nie eine Ausbildung begonnen: Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden 5.700 Verträge weniger, das entspricht minus 1,1 Prozent, abgeschlossen. „Dieses neue Rekordtief ist fatal gerade für unsere industriell geprägte Wirtschaft an Rhein und Ruhr. Ihr Rückgrat ist der gut ausgebildete Facharbeiter“, warnt Heinz Lison, für den Unternehmerverband der Sprecher der regionalen Wirtschaft.

Ein Grund für die stetig sinkenden Ausbildungszahlen ist, dass viele Jugendliche und vor allem ihre Eltern nur das Abitur und das Studium als Weg zu einem guten Job ansehen. „Natürlich brauchen wir Akademiker, die beispielsweise Maschinen und Anlagen konstruieren. Aber wir brauchen auch Menschen, die sie gießen, zerspanen, montieren und mit Elektronik versorgen.“ Nicht nur für praktisch begabte Jugendliche ist deshalb die Duale Ausbildung der richtige Weg. „Ein Geselle in der Metall- und Elektroindustrie verdient in Deutschland durchschnittlich 54.000 Euro brutto im Jahr. Das ist nicht nur ein gut bezahlter, sondern auch perspektivenreicher Job“, erläutert Lison. Denn mit Auslandseinsätzen, eigenverantwortlichen Projekten und Aufstiegsmöglichkeiten z. B. durch Fortbildung oder Meister-Titel bedeutet das Ende einer Dualen Ausbildung noch lange nicht, bis zum Ende des Berufslebens stehen zu bleiben.

43.500 Ausbildungsplätze blieben laut Bundesbildungsministerium im vergangenen Jahr unbesetzt. Das hat zum einen demografische Gründe, weil schlicht immer weniger Jugendliche nachwachsen. „Aber leider hat sich zum anderen auch die Hoffnung nicht erfüllt, dass Flüchtlinge diese Lücke schließen können. Häufig wählen sie lieber einen – nur zunächst – besser bezahlten Aushilfsjob und bleiben dann aber in diesen Hilfstätigkeiten hängen.“ Hier fordert Heinz Lison Politik wie Gesellschaft auf, noch nachdrücklicher für das einzigartige Modell der Dualen Ausbildung, für das Deutschland weltweit angesehen wird, zu werben.

Was die aktuellen Zahlen unerfreulicher Weise erneut deutlich machen, ist die „Matching-Problematik“ – also das Zueinanderfinden von Ausbildungsplatzangeboten und jungen Menschen. „Zwar bieten die Unternehmen mehr Ausbildungsplätze an, können sie aber nicht immer besetzen. Sie finden einfach keinen passenden Bewerber“, erläutert Heinz Lison. Unternehmen könnten ihre Anforderungen aber auch nicht unbegrenzt absenken. „Die berufliche Praxis wird durch die Digitalisierung immer anspruchsvoller“, gibt der Vertreter der Arbeitgeberorganisation zu bedenken. Die Unternehmen seien durchaus bereit, auch denjenigen Bewerbern eine Chance zu geben, deren Noten auf dem Bewerbungszeugnis nicht so gut seien. „Vorausgesetzt, die Schüler sind bereit, daran zu arbeiten und zeigen hohe Motivation und praktische Begabung.“

Für die Jugendlichen lohne sich in jedem Fall auch der Blick über den Tellerrand. Lison fordert eine größere räumliche Mobilität. „Es gibt große regionale und lokale Unterschiede beim Ausbildungsplatzangebot. Es lohnt sich, andere Orte in den Blick zu nehmen“, so Lison. Es könne nicht jeder Jugendliche seinen Wunschberuf an seinem Wunschort erlernen.

Heinz Lison, Sprecher der regionalen Wirtschaft (Foto: Unternehmerverband)

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