„Die Negativ-Meldungen beim öffentlichen Nahverkehr reißen nicht ab. Die Mahnung der Landesregierung muss man deswegen sehr ernst nehmen“, fordert der Sprecher der regionalen Wirtschaft des Unternehmerverbandes, Heinz Lison. Lison nimmt damit Bezug auf das aktuelle Schreiben von Regierungspräsidentin Anne Lütkes an die Oberbürgermeister der Städte Duisburg, Mülheim an Ruhr und Essen. Lütkes hatte hierin dringend eine gemeinsame Strategie der Städte beim ÖPNV angemahnt. Bisher habe man nur „wenig effektive Zwischenlösungen“ bei der Zusammenarbeit gefunden. Zudem sieht die Bezirksregierung wieder Tendenzen, die bisherigen Strukturen in den städtischen Verkehrsgesellschaften zu festigen und Kooperationen generell infrage zu stellen.
„Mit Kirchturmdenken werden wir im Ruhrgebiet die Zukunft nicht gewinnen“, kritisiert Lison. Das Gegeneinander der Städte beim Verkehr habe zu einem „Tohuwabohu“ und zu einem „massiven Investitionsstau“ geführt. Lison nennt das gescheiterte Referendum zur Straßenbahn zwischen Oberhausen und Essen sowie die vielen nicht einsatzfähigen Fahrzeuge der Verkehrsbetriebe als aktuell sichtbare Zeichen für den Missstand. „Es kann nicht sein, dass wir hier in einer Metropolregion leben, die einen aber in die Straßenbahn investieren und die anderen aussteigen wollen.“ Damit verspiele das Revier weiter Ansehen als Wirtschaftsstandort. Ein funktionierender ÖPNV sei Grundlage für funktionierende Unternehmen.
Der hoch defizitäre ÖPNV im Ballungsraum Ruhrgebiet brauche eine gemeinsame Zukunftsstrategie, auch über die drei genannten Städte hinaus. „Straßenbahnen und Busse dürfen im Revier nicht an den Stadtgrenzen enden, deswegen ist die Zusammenarbeit ein Muss“, so Lison. Lison bezweifelt, ob es mittel- und langfristig überhaupt noch Sinn macht, so viele verschiedene Verkehrsgesellschaften im Ruhrgebiet zu unterhalten. „Hier sind längst nicht alle Synergien genutzt“, ist Lison sicher. Die Zukunft des ÖPNV müsse ein zentrales Thema der Politik in den kommenden Monaten werden – gerade auch in den anstehenden OB-Wahlkämpfen.