Zunehmende Unsicherheit bei der wirtschaftlichen Entwicklung

Aktuelle Konjunktur-Umfrage des Unternehmerverbandes zeigt Eintrübungen – „Unternehmen können weitere Belastungen nicht vertragen“

„Immer noch ist die wirtschaftliche Situation insgesamt einigermaßen stabil, doch von einem Aufschwung kann nun wirklich keine Rede mehr sein“, diese Bilanz zieht der Vorstandsvorsitzende des hiesigen Unternehmerverbandes, Wim Abbing, nach der Auswertung aktueller Konjunkturdaten. Sein Verband hatte gemeinsam mit anderen Arbeitgeberverbänden in den letzten Wochen eine Konjunktur-Umfrage durchgeführt. Insgesamt 300 Unternehmen hatten sich an der Erhebung beteiligt, darunter waren rund 80 Mitgliedsbetriebe des hiesigen Unternehmerverbandes.

Bilanz: „Trotz Abschwächung halten die Unternehmen an ihren Mitarbeitern fest und schaffen sogar neue Jobs.“

Die aktuellen Konjunktur-Parameter für das 2. Halbjahr 2014 lassen gegenüber dem Frühjahr einen Abschwächungstrend erkennen. Bei Geschäftslage, Aufträgen, Umsätzen und Erträgen liegt der Anteil der Positivmeldungen jeweils unter oder nur knapp über der 60 %-Schwelle. Die Metall- und Elektroindustrie liegt dabei deutlich unterhalb des Trends der Gesamtwirtschaft und erreicht in den Parametern Aufträge und Umsatz gerade noch die 50 %-Schwelle bei den Positivmeldungen.

Recht stabil auch im 2. Halbjahr zeigt sich der Arbeitsmarkt. Der sogenannte Beschäftigungssaldo ist stabil im Plus. Betriebsbedingte Entlassungen sind weiterhin kein großes Thema. „Trotz Abschwächung halten die Unternehmen an ihren Mitarbeitern fest und schaffen sogar neue Jobs. Das zeigt: Die Betriebe beugen dem aufkommenden Fachkräfteengpass gezielt vor“, interpretiert Abbing die aktuellen Zahlen.

„Zunehmende Bauschmerzen“ bereitet Abbing das Thema Ausbildung. Unterm Strich sei zwar die Ausbildungsbereitschaft stabil, jedoch fehlten auf dem Ausbildungsmarkt  positive Impulse, um die zukünftige Fachkräftelücke zu schließen. Insbesondere die Entwicklung bei den Ausbildungsplätzen in der Metall- und Elektroindustrie sei eher negativ. „Es gibt dafür eine Vielzahl an Gründen: Einer davon ist eine überzogene Akademisierung zulasten der dualen Ausbildung. Zu viele junge Leute ziehen ein Studium der Ausbildung vor. Unsere Unternehmen tun sich immer schwerer, geeignete Bewerber für die Ausbildung zu finden“, erläutert Abbing die Praxis. Der Unternehmerverband fordert deswegen ein Umdenken. „Wir können nicht oft genug den Wert einer Ausbildung und die guten Perspektiven dort unterstreichen. Diese Botschaft muss noch stärker in Schulen und Elternhäuser“, fordert Abbing. Vor diesem Hintergrund bezweifelt Abbing, ob es wirklich eine positive Nachricht ist, dass NRW – laut einer aktuellen Bertelsmann-Studie – bei der Anzahl der Abiturienten Spitzenreiter sei. „Es gibt auch ein Leben ohne Abitur – sogar erfolgreich und sehr gut kann das sein“, bringt es Abbing auf den Punkt.

Ausblick: „Die Zurückhaltung der Unternehmen resultiert auch aus der unsicheren internationalen Situation.“

Die Konjunkturprognosen für das 1. Halbjahr 2015 sind für die Gesamtwirtschaft verhalten positiv, wenngleich weit entfernt von einem Aufschwung. Die positiven Geschäftserwartungen sind in der Gesamtwirtschaft (60 %) wesentlich deutlicher als in der Metall- und Elektroindustrie (44 %). Die Investitionsneigung ist allerdings deutlich eingeschränkt. „Die Zurückhaltung der Unternehmen resultiert auch aus der unsicheren internationalen Situation. Die vielen Krisenherde weltweit hemmen die unternehmerische Risikobereitschaft“, erläutert Abbing.

Stabil, wenn auch ebenfalls weniger dynamisch, scheinen weiterhin die Perspektiven für den Arbeitsmarkt in der Gesamtwirtschaft zu sein. Signifikant schlechter steht allerdings auch hier die Metall- und Elektroindustrie da. „Die Metall- und Elektroindustrie steht in einem harten internationalen Wettbewerb. Probleme auf den Weltmärkten, sind hier besonders schnell spürbar. Darüber hinaus ist die Branche eine absolute Hochlohnindustrie. Das macht den Erhalt und die Schaffung neuer Arbeitsplätze nicht einfacher“, schildert Abbing. Im Vorfeld der in Kürze beginnenden Tarifrunde für die rund 700.000 Beschäftigten allein in NRW, mahnt der Unternehmerverband die IG Metall zu einem realistischeren Blick auf die wirtschaftliche Lage. „Die Wünsche der Gewerkschaft überfordern die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Metallunternehmen“, so Abbing. Die IG Metall fordert unter anderem 5,5 Prozent mehr Lohn und eine Bildungsteilzeit.

Fazit: „Die Digitalisierung ist das Zukunftsthema schlechthin. Wir brauchen überall schnelle Netze und verlässliche Datensicherheit.“

Abbing warnt insgesamt davor, sich angesichts der immer noch stabilen Wirtschaftssituation in falsche Sicherheit zu wiegen. „Politische Entscheidungen der vergangenen Monate haben den Eindruck erweckt, man könne wieder mehr Geld ausgeben und müsse sich um die Wettbewerbsfähigkeit unseres Standorts nicht kümmern“, kritisiert Abbing. Der Unternehmerverband meint damit unter anderem die Beschlüsse der Bundesregierung in der Rentenpolitik. „Wir werden den Wohlstand in Deutschland nicht durch weniger Arbeit sichern können“, ist Abbing überzeugt. Als „zukunftsvergessen“ bezeichnet Abbing auch die Haushaltspolitik auf Landesebene. Der „Schuldenkurs“ in Düsseldorf führe zu Steuererhöhungen und bremse die wirtschaftliche Dynamik im Land.

Der Unternehmerverband fordert die Politik auf, wieder stärker die Rahmenbedingungen für Wachstum und Beschäftigung in den Blick zu nehmen. „Weitere Belastungen können die Unternehmen nicht vertragen. Wir brauchen gerade angesichts der wachsenden Unsicherheiten wieder mehr Rückenwind für die Wirtschaft“, fordert der Vertreter der Wirtschaft. Für Abbing gehört dazu entscheidend, dass die Politik stärker in den Ausbau der digitalen Infrastruktur investiert. In diesem Bereich hätten auch die Unternehmen Nachholbedarf fügt Abbing selbstkritisch hinzu: „Die Digitalisierung ist das Zukunftsthema schlechthin. Wir brauchen überall schnelle Netze und verlässliche Datensicherheit.“

Die digitale Agenda der Bundesregierung sei ein guter Anfang. „Diese digitale Agenda müssen wir auch in unserer Region mit Leben erfüllen vor. Wir brauchen einen Austausch über die Herausforderungen der Digitalisierung mit allen wichtigen Akteuren auch hier vor Ort“, schlägt Abbing vor.

Die Unternehmerverbandsgruppe mit ihren sechs Einzelverbänden und ihren rund 700 Mitgliedsunternehmen gehört zu den größten Arbeitgeberverbänden Nordrhein-Westfalens. Mit Sitz in Duisburg reicht ihr angestammtes Verbreitungsgebiet vom westlichen Ruhrgebiet (Duisburg, Mülheim, Oberhausen) über den Kreis Wesel bis an die niederländische Grenze (Kreis Kleve) und ins Münsterland (Kreis Borken).

Bericht über die konjunkturelle Entwicklung: Der Vorstandsvorsitzende des Unternehmerverbands, Wim Abbing, heute bei der Pressekonferenz (Foto: Unternehmerverband)

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