Situation auf dem Ausbildungsmarkt – Bilanz zum 30.09.2020

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) hat Ende Oktober die Zahlen zur Situation auf dem Ausbildungsstellenmarkt zum Stand 30.09.2020 – also dem offiziellen Ende des Vermittlungsjahres 2019/20 – in NRW und in Deutschland insgesamt veröffentlicht.

Zentrale Daten für NRW:

Kurzbewertung der aktuellen Daten durch unternehmer nrw:

Eine Bewertung des Ausbildungsmarktes nach den üblichen Maßstäben ist in diesem Jahr aufgrund der Corona-Krise schwer möglich. So sind Vorjahresvergleiche schwierig, da die außergewöhnliche Situation (z.B. viele ausgefallene Vermittlungsaktionen, wirtschaftlich schwierige Lage in einigen Bereichen) nicht spurlos am Ausbildungsmarkt vorübergegangen ist. Wichtig bleibt aber auch und gerade in diesem Jahr ein differenzierter Blick.

Wichtig ist zudem der Hinweis, dass trotz des eigentlichen Endes des Vermittlungsjahres zum 30.9. in diesem Jahr der Nachvermittlung im sog. „Fünften Quartal“ (Oktober bis Dezember) wieder eine größere Bedeutung zukommt. Nachdem sich viele Vermittlungsaktivitäten aufgrund des Lockdowns im Frühjahr verzögert haben, sollten die kommenden Wochen genutzt werden, um Vermittlung möglichst noch „nachzuholen“. Denn: Ein „verspäteter“ Ausbildungsstart ist möglich, zahlreiche unbesetzte Ausbildungsplätze sind noch verfügbar. Daher ist die Bilanz anhand der nun vorliegenden Zahlen zum 30.9. sicherlich nicht abschließend.

Hier nun vor diesem Hintergrund eine Bewertung der zentralen Ausbildungsmarktdaten:

Maßvoller Rückgang bei den gemeldeten betrieblichen Ausbildungsplätzen

Gemessen an dem gravierenden Einschnitt durch die Corona-Pandemie ist der Rückgang bei den betrieblichen Ausbildungsplätzen in diesem Jahr mit - 8 % noch verhältnismäßig moderat. Die Zahl der betrieblichen Ausbildungsplätze lag bei 106.828 und damit immer noch um rund +18 % über dem Niveau von 2010.

Sehr starker Bewerberrückgang – auch schon vor Corona

Sorge macht der sehr deutliche Rückgang bei der Zahl der gemeldeten Bewerber (-10 %). Dieser Bewerberrückgang zeichnete sich schon mit den Zahlen aus dem Januar und Februar – also vor der Corona-Krise – ab. Dies lässt sich in diesem Ausmaß nicht mit dem Rückgang bei der Zahl der Schulabgänger begründen. Umso wichtiger bleibt es, die Attraktivität der beruflichen Bildung wieder stärker im Bewusstsein zu verankern.

Chancen junger Menschen auf Ausbildung „unterm Strich“ sogar besser

Insgesamt haben sich die Chancen junger Menschen auf Ausbildung erneut verbessert. Dies resultiert aus dem besonders starken Bewerberrückgang, dem ein weniger starker Stellenrückgang gegenübersteht. Diese verbesserten Chancen zeigen sich dementsprechend bei der Stellen-Bewerber-Relation: 2020 betrug sie in NRW 0,96 – 2019 lag sie noch bei 0,93; 2010 bei 0,73.

Matching weiterhin und gerade auch in diesem Jahr eine Herausforderung…

Das Matching und die Besetzung von Ausbildungsplätzen bleibt auch und gerade in diesem Jahr eine große Herausforderung. So hat die Zahl der unbesetzten Plätze um +8,5 % zugenommen; die Zahl der unvermittelten Bewerber sogar um +20,7 %. Zum 30.9. stehen den 10.958 unbesetzten Ausbildungsplätzen dennoch deutlich weniger unvermittelte Ausbildungsbewerber (8.900) gegenüber – ein Verhältnis von 1,23 (2019: 1,37).

…sowohl in regionaler Hinsicht…

Auch in diesem schwierigen Jahr gibt es wieder Regionen mit mehr gemeldeten Ausbildungsplätzen als gemeldeten Bewerbern (z.B. Bonn, Köln, Münster, Borken, Olpe, Siegen-Wittgenstein, Soest) und solche mit umgekehrten Vorzeichen (z.B. Rhein-Kreis Neuss, Gelsenkirchen, Recklinghausen, Lippe, Hagen, Herne). Diese Verteilung unterscheidet sich grundsätzlich wenig im Vergleich zu den Vorjahren.

…wie auch in beruflicher Hinsicht

Berufsbereiche, die mehr Plätze als Bewerber aufweisen, sind z.B. Kunststoff-/Kautschukherstellung/-verarbeitung, Feinwerk- und Werkzeugtechnik, Mechatronik und Automatisierungstechnik, Energietechnik, Hoch- und Tiefbau, Lebensmittelherstellung, Kaufleute Verkehr + Logistik, Fahrzeugführer im Straßenverkehr, Verkauf von Lebensmitteln, Versicherungs- und Finanzdienstleistungen, Medizin-, Orthopädie- + Rehatechnik. Ein Nachfrageüberhang ist z.B. in den Berufsbereichen Tierpflege, Technische Mediengestaltung, Immobilienwirtschaft/Facility-Management, Tourismus + Sport, Veranstaltungsservice + -management, Raumausstattung zu verzeichnen. Auch hier gibt es wenig Veränderungen gegenüber dem Vorjahr.

Hinweise und Ausblick:

Am 15. Dezember 2020 werden die Daten zu den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen veröffentlicht. Diese ergänzen dann das Bild vom Ausbildungsmarkt 2020, sind allerdings aufgrund des Stichtages 30.9. mit Vorsicht zu bewerten.

Die monatliche Berichterstattung der Bundesagentur für Arbeit für das Vermittlungsjahr 2020/21 setzt wieder im März 2021 ein (erste Veröffentlichung am 31.03.2021).

In der Anlage erhalten Sie zu Ihrer Information folgende Unterlagen zur aktuellen Situation auf dem Ausbildungsstellenmarkt:

 

 

Kontakt
RA Wolfgang Schmitz
Dipl.-Volksw. Elisabeth Schulte
0203 99367-125
schulte(at)unternehmerverband(dot)org

 

 

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