Kurzinterview
3 Fragen an...
...Pfarrer Oswald Beuthert
Oswald Beuthert ist der Sprecher des DV.DAH sowie Sprecher der Geschäftsführung der WDS Altenhilfe + Pflege gGmbH in Bad Arolsen.
Herr Beuhtert, was ist aus Ihrer Sicht das Besondere an dem neuen Tarifwerk?
Dass wir innovativ in der deutschen Tariflandschaft unterwegs sind! Bisher standen uns nur Arbeitsvertragsrichtlinien zur Verfügung, die für alle alles gleich regeln, also von der Verwaltung über die Haustechnik bis zum Pflegepersonal, vom Kindergarten über die Jugendhilfe bis zur Alteneinrichtung. Seit 2012, als ich als Pfarrer und Vorsteher zur Stiftung WDS waldecksches Diakonissenhaus Sophienheim Bad Arolsen kam, wusste ich, dass wir so nicht weiterkommen, dass wir unbedingt erstens etwas Branchengerechtes und zweitens etwas Schlankes brauchen. Mit dem neuen Tarifwerk haben wir genau das jetzt in den Händen: etwas ganz Praxis- und Betriebsnahes!
Warum hilft das neue Tarifwerk, vorhandene Mitarbeiter zu binden und neue zu finden?
Wir sind uns als Dienstgeber bewusst, wie wichtig es ist, in der Pflege genügend, gut ausgebildete und motivierte Mitarbeitende zu haben. Dabei zählt für sie nicht der Verdienst allein, sondern vor allem auch die Arbeitsbedingungen: Die Mitarbeitenden wollen eine verlässliche Dienstplanung, planbar freie Wochenenden, nicht dauernd kurzfristig einspringen müssen, wenn Kollegen krank werden. Gerade letzteres wurde eigentlich immer auf den Schultern der Leistungsträger ausgetragen, die sowieso stets bereitwillig und engagiert sind. Um hier Abhilfe zu schaffen, haben wir in diesem Tarifvertrag neu Jahresarbeitskonten und eine Vertretungsbereitschaft konzipiert. So können alle flexibler in ihrer Arbeitszeit sein. Wir Dienstgeber sind sicher, mit diesen für die Pflege außergewöhnlichen Arbeitsbedingungen vor allem künftige Mitarbeitende auf uns aufmerksam machen zu können.
Sie haben knapp zwei Jahre verhandelt. Warum ist die Sozialpartnerschaft für Sie so wichtig?
Tatsächlich war für uns kirchliche Dienstgeber eine solche Tarifverhandlung Neuland. Es war eine riesige Herausforderung, aus den alten AVR- oder TVöD-Denkweisen auszubrechen und unsere vorhandenen betrieblichen Lösungen auf eine gemeinsame tarifliche Ebene zu heben. Wir haben den Anstoß für die Tarifverhandlungen gegeben und unser Ziel – attraktivere Arbeitsbedingungen – von Anfang an klar kommuniziert. Den Weg zu diesem Ziel wollten und konnten wir nur gemeinsam mit unseren Mitarbeitenden, mit unseren Mitarbeitervertretungen und dann auch mit einer Gewerkschaft gehen. Beide Seiten, wir Dienstgeber und die Dienstnehmer, beschreiten mit dem nun beschlossenen Tarifwerk gemeinsam den Weg einer neuen, zukunftsfähigen Sozialpartnerschaft – und zwar neben dem traditionellen kirchlichen „Dritten Weg“. Weitere Einrichtungen aus unserem Bereich können nun gerne auf den DV.DAH zukommen, wenn sie in vorhandenen, teils riesigen Tarifwerken eben genau wie wir keine praxis- und betriebsnahe Lösung für sich finden.
Oswald Beuthert
WDS Altenhilfe + Pflege gGmbH
Bad Arolsen
Telefon: 05691 9796-610