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WeiterlesenIn Duisburg herrscht Aufbruchstimmung! Bitte? Duisburg, ist das nicht die Stadt im westlichen Ruhrgebiet mit hohen Schulden, hoher Arbeitslosigkeit und vermeintlichen No-Go-Areas? Die Stadt, die in zahlreichen bundesweiten Städte- und Kommunalrankings zumeist ziemlich weit hinten rangiert? Die Stadt, in der heimische Unternehmerinnen und Unternehmer von ihren Gästen regelmäßig den wenig schmeichelhaften Satz „So schlimm ist es hier ja gar nicht!“ zu hören bekommen? In der laut Stadtmarken- Monitor „unsympathischsten Stadt Deutschlands“ soll Aufbruchstimmung herrschen?
Ganz genau! In den vergangenen Jahren hat in der knapp 500.000 Einwohner zählenden Kommune ein Sinneswandel stattgefunden. Statt auf Abhängigkeit von Landes- und Bundeszuweisungen, die die größten Löcher im städtischen Haushalt über viele Jahre mehr schlecht als recht gestopft haben, setzen die Entscheider seit einiger Zeit darauf, das Schicksal wieder in die eigenen Hände zu nehmen. So konnte unter dem Regiment des Stärkungspakts beispielsweise die Verschuldung über Liquiditätskredite seit dem höchsten Stand im Jahr 2014 um rund 550 Millionen Euro verringert werden. Zum Jahresende 2019 lag diese allerdings immer noch bei 1,2 Milliarden Euro, die Gesamtverschuldung bei rund 1,7 Milliarden. Von dem FAZ-Titel aus dem Jahre 2009, „Duisburg ist pleite“, wähnen sich die Verantwortlichen derzeit aber ein gutes Stück entfernt. Auch wenn allen bewusst ist, dass die Schulden wie ein Damoklesschwert über der Stadt schweben.
Parallel wird die Wirtschaft in Duisburg wieder wertgeschätzt. Einst geprägt und getragen von der Schwerindustrie, ist heute der Mittelstand ein zusätzlicher zentraler Pfeiler für die Duisburger Zukunftsfähigkeit. Der Masterplan Wirtschaft von 2017 ist Ausdruck der Wertschätzung. Unternehmerverband, IHK und Stadt haben gemeinsam wegweisende Handlungsfelder definiert – etwa die Gründung von „Wirtschaft für Duisburg“. Im regelmäßigen direkten Austausch mit Politik und Verwaltung bringt der Verein die Positionen der Wirtschaft in die städtischen Entscheidungsprozesse ein. Die Wege sind kurz, die Bande stabil. Der Masterplanprozess wirkt bis heute nach: Dass eine starke Wirtschaft die Voraussetzung für eine starke Stadtgesellschaft ist, war im Kommunalwahlkampf 2020 unter nahezu allen Parteien Konsens.
Den neuen Ton in der Stadt verkörpert seit einigen Wochen eine bestimmte Wortkreation: #TeamDuisburg. Der neue Chef der Wirtschaftsförderung hat diesen Hashtag mitgebracht und teilt ihn fleißig in den Sozialen Medien. Rasmus C. Beck ist so etwas wie das letzte fehlende Teil in einem Puzzle, an dem seit einiger Zeit gebastelt wird. Seine Berufung zum Geschäftsführer war ein echter Überraschungscoup von Wirtschaftsdezernent Andree Haack. Empfangen wurde Beck, der sieben Jahre lang die Geschicke der Business Metropole Ruhr in Essen bestimmt hat, in der Stadt an Rhein und Ruhr fast wie ein Heilsbringer. Die Vorschusslorbeeren sind ihm im Gespräch dann doch fast ein wenig unangenehm. Aber vielleicht auch nur fast. Die Frage, die ihm am häufigsten gestellt wird, beantwortet er wieder und wieder: Warum Duisburg?
Beck: „Ich habe hier die Möglichkeit, fast von Beginn an eine Entwicklung mitzugestalten, die den Wirtschaftsstandort Duisburg zu einer echten Erfolgsstory machen kann. Duisburg hat alle Voraussetzungen: Lage, Flächen,
eine hervorragende Universität und ein Umland, das zahlreiche Integrationsmöglichkeiten bietet. Was mich wirklich beeindruckt hat, ist der unbedingte Wille der politisch Verantwortlichen, eine wirtschaftsfreundliche Entwicklung auch langfristig zu forcieren. Hinzu kommt ein klasse Team in der Verwaltung. All das zusammen hat ein window of opportunity geöffnet, ein Fenster der Möglichkeiten.“
Tatsächlich haben SPD und CDU in den vergangenen Jahren zahlreiche mutige Entscheidungen getroffen. Allen voran die Unterstützung des Erwerbs des „6 Seen Wedau“-Geländes und der Fläche „Am Alten Güterbahnhof“ durch die stadteigene Baugesellschaft GEBAG unter Bernd Wortmeyer. Und auch wenn sich die Wege der beiden Parteien nun zunächst zu trennen scheinen, ändert das nichts an dem langen Atem, den SPDFraktionschef Bruno Sagurna immer wieder betont, zuletzt im Gespräch mit ‚Wirtschaft für Duisburg‘: „Die angestoßenen Projekte ziehen wir durch.“
Ein zentrales Element des Masterplanprozesses war die Einrichtung eines Dezernats für Wirtschaft und Strukturentwicklung, das Andree Haack leitet, ein IHK-Gewächs. Gestartet ist er im Juli 2018 mit ein paar Genehmigungsbehörden und ohne Budget. Aber mit einer Idee – die über die Jahre etwas betulich gewordene und an den Rand gedrängte Wirtschaftsförderung der Stadt Duisburg neu aufzustellen und als Spinne im Netz des „Konzerns Stadt Duisburg“ zu positionieren.
Haack: „Die Wirtschaftsförderung ist zuletzt neben den starken städtischen Gesellschaften etwas untergegangen und sie war lange Zeit nicht direkt an die Stadtverwaltung angebunden. Dadurch fehlte der rote Faden: Wohin will Duisburg? An Ideen hat es in der Vergangenheit zwar nicht gemangelt. Aber vieles hat sich im Klein-Klein verloren. Das ändern wir nun: Als Wirtschaftsdezernent und Co-Geschäftsführer sorge ich für den direkten Draht der Wirtschaftsförderung in die Stadtspitze. Mit Rasmus Beck konnten wir einen absoluten Experten für die Leitung des operativen Geschäfts gewinnen. Die städtischen Unternehmen sind nun als Gesellschafter der Wirtschaftsförderung eng in die weitere Entwicklung eingebunden. Die Duisburger Wirtschaft bestimmt über den Beirat und die Sitze im Aufsichtsrat die Richtung mit. Am Ende ist Wirtschaftsförderung eine hoheitliche Aufgabe – und der nehmen wir uns durch das gewählte Konstrukt vollumfänglich an.“
Wohin genau die Reise geht, das wird aktuell auf mehreren Ebenen erarbeitet. Gesucht werden in Workshops und Arbeitsrunden Zukunftsbranchen, die Duisburg als Wirtschaftsstandort dauerhaft auf das nächste Level hieven können. Eine zentrale Rolle spielen dabei Flächen: Wedau-Nord und der Güterbahnhof eröffnen überhaupt erst die Möglichkeit, das wirtschaftliche Gesicht der Stadt neu zu modellieren. Die Flächen einfach nur an Investoren auszureichen und schauen,
was passiert, kommt für Haack nicht in Frage. Er will das Zepter selbst in der Hand halten und die Richtung vorgeben. Rückendeckung bekommt er dabei von Oberbürgermeister Sören Link, Stadtentwicklungsdezernent Martin Linne und insbesondere Kämmerer Martin Murrack. Letzterer versteht sich nicht in erster Linie als Sparkommissar, sondern als Ermöglicher. Dieses #TeamDuisburg will die Chancen, die sich derzeit bieten, auch ergreifen. Zu oft hat man in der Vergangenheit Gelegenheiten verstreichen lassen, etwa beim Thema Güterbahnhofsgelände im Jahr 2010 oder der abgesagten Bundesgartenschau 2011. Wenn sich „windows of opportunity“ schließen, kann es Jahrzehnte dauern, bis sie sich wieder öffnen.
Rasmus Beck hat sich rund ein Jahr für die Neuausrichtung der Wirtschaftsförderung erbeten. Personell und finanziell wird in den kommenden Jahren tüchtig draufgesattelt, dafür hat der Stadtrat gesorgt. Relativ gesehen wird die Gesellschaft im Vergleich zu Städten wie Dortmund, Mannheim oder Düsseldorf aber weiterhin eher in der zweiten Liga spielen. Das ficht Beck nicht an. Selbstbewusst hat er in der WAZ verkündet: „Unsere Benchmark sind westdeutsche Städte mit 500.000 Einwohnern. Wir müssen in Duisburg besser, ambitionierter und schneller sein als in Stuttgart, Hannover oder Nürnberg.“ Machbar?
Beck: „Die Kernaufgabe eines Wirtschaftsförderers ist es zu erkennen, was die öffentliche Hand tun muss, damit Unternehmen am Standort erfolgreich sein können. Das kann mit einem überschaubaren, aber schlagkräftigen Team einfacher sein, als mit einer großen Organisation im Rücken. Viele deutsche Hidden Champions sind auch keine riesigen Konzerne, sondern flinke und innovative Einheiten, die immer ein Stück vor der Welle segeln. Deshalb müssen wir uns immer und immer wieder folgende Frage stellen: Was wird gebraucht, damit unternehmerisches Handeln in Duisburg erfolgreich sein kann und sich so Wettbewerbsvorteile für den gesamten Standort ergeben? Ja, wir haben es im Ruhrgebiet schwerer als Standorte, die auf der grünen Wiese neu anfangen konnten und können. Aber diese Transformation müssen wir als Chance sehen, die Rahmenbedingungen sind für Duisburg aktuell sehr gut.“
Das stimmt. Denn zum strategischen Ansatz kommt auch ein wenig Fortune dazu. So ist Duisburg eine von fünf Kommunen, die vom so genannten Fünf-Standorte-Programm profitiert. Mit maximal 662 Millionen Euro will die Bundesregierung die vom Steinkohleausstieg betroffenen Kommunen Duisburg, Gelsenkirchen, Hamm, Herne und den Kreis Unna bis 2038 unterstützen. „Das ist ein Segen für Duisburg“, sagt Andree Haack. „Damit wollen wir den Strukturwandel präventiv anpacken und das Geld nicht einfach raushauen“, ergänzt Rasmus Beck.
Zentrale Projekte haben beide fest im Blick: Mit dem Projekt „5G.Logport Duisburg“ bewerben sich duisport, die Stadt Duisburg und die Universität Duisburg-Essen um Mittel des Landes Nordrhein-Westfalen, um ein 5G-Testfeld im Duisburger Hafen aufzubauen. Auch für Wedau-Nord gibt es bereits konkrete Überlegungen: Ebenfalls gemeinsam mit der Universität Duisburg-Essen soll dort ein Technologie- und Innovationszentrum etabliert werden. Jahrelang hatte sich die Uni hier eher geziert. Seit Jens Andreas Meinen Kanzler ist, hat die Zusammenarbeit mit der Stadt eine neue Qualität – ein weiteres sehr wichtiges Puzzleteil. Meinen selbst sagte vor etwa einem Jahr in der Rheinischen Post zu Wedau- Nord: „Sinn macht es eigentlich nur, das Ganze größer zu denken.“
Genau das tun Haack und Beck auch beim derzeit zentralen Trendthema: Wasserstoff! Auf verschiedensten Ebenen ist die Stadt hier aktiv. Auf dem Gelände der Hüttenwerke Krupp-Mannesmann (HKM) soll ein Wasserstoff- Innovationszentrum entstehen. Unter Federführung des Zentrums für Brennstoffzellen-Technik (ZBT) der Universität Duisburg-Essen läuft die Bewerbung aus NRW im Wettbewerb des Bundesverkehrsministeriums um ein Technologie- und Innovationszentrum Wasserstofftechnologien. Setzt sich Duisburg hier durch, könnte das einen dreistelligen Millionenbetrag aus Berlin für Duisburg bedeuten. Ministerpräsident Armin Laschet unterstützt die Pläne für ein Wasserstoff-Zentrum in Duisburg. Das Land will bis zu 50 Millionen Euro beisteuern. Parallel laufen die Planungen von thyssenkrupp Steel, zusammen mit Partnern sogenannten grünen Stahl in Duisburg zu produzieren.
Beck: „Wenn es thyssenkrupp gelingt, als erster Stahlhersteller weltweit, wirtschaftlich grünen Stahl durch die Einbindung der Wasserstofftechnologie herzustellen, dann ist das für Duisburg von allergrößter Bedeutung. Wir sind immer noch Europas größter Stahlstandort – die neue Technologie könnte dafür sorgen, dass das auf Dauer so bleibt und Duisburg das Zentrum der Wasserstofftechnologiein der industriellen Verwertung wird.“
Duisburg hat zahlreiche Eisen im Feuer. Was draus wird, wird zum Teil auf Bundes- und Landesebene entschieden. Die lokale Politik signalisiert jedenfalls Durchhaltewillen,
auch über Legislaturperioden hinaus; trotz Corona und der Altschuldenproblematik. Es gibt ein breites Bewusstsein dafür, die Einkommensseite der Stadt stärken zu müssen, um auch auf anderen Politikfeldern handlungsfähig zu sein – das funktioniert nur über eine starke Wirtschaft. Die soziodemographischen Probleme wird Duisburg nicht in den Griff bekommen, wenn andere dauerhaft über die Investitionen der Stadt bestimmen.
Es gibt schlechtere Voraussetzungen, um als Wirtschaftsförderer erfolgreich sein zu können. Das hat Rasmus Beck bei seiner Entscheidung pro Duisburg erkannt. Andree Haack hat in seiner noch recht kurzen Amtszeit wichtige Projekte angepackt, das wird von der Politik honoriert. Sein Budget wächst und mit Duisburg Kontor hat er seit kurzer Zeit auch die städtische Gesellschaft unter seinen Fittichen, die für das Stadt- und Standortmarketing zuständig ist – eine Forderung von Wirtschaft für Duisburg.
Jetzt muss das Feuer geschürt, die Eisen geschmiedet, die aktuellen und kommenden Erfolgsgeschichten erzählt sowie die Aufbruchstimmung transportiert werden. Dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis auch das Image Duisburgs profitiert und die „unsympathischste Stadt Deutschlands“ zur Aufholjagd bläst.
Wir wollen Sie im #TeamDuisburg:
www.wirtschaft-fuer-duisburg.de
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