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WeiterlesenInterview mit Nils Beyer, Projektmanager 5-StandorteProgramm bei der Business Metropole Ruhr GmbH
[u!]: Laut einem Wasserstoff-Ranking hat unsere Metropolregion die beste Ausgangssituation; dazu untersuchte das IW Köln Unternehmens- und Forschungslandschaft, Kooperationsfähigkeit und vorhandenes Expertenwissen. Endlich landen wir damit einmal vor Stuttgart und München! Was machen wir nun aus dieser guten Ausgangslage?
Nils Beyer: Die Ausgangslage für eine erfolgreiche Wasserstoff-Zukunft ist im Ruhrgebiet wirklich ausgesprochen gut: Vollständige Wertschöpfungsketten, Infrastruktur und die Mentalität, Dinge einfach umzusetzen, bilden das Fundament. Nun gilt es, dass wir alle Akteure an einen Tisch bringen, damit wir ein koordiniertes Verfahren in der Region auf die Beine stellen. Im Sinne der vertrauten Wertschöpfungskette müssen wir die neue H2-Industrie von der Produktion, über die Infrastruktur bis zum Einsatz denken. Dabei ist es wichtig, dass die Unternehmen und ihre Beschäftigten Planungssicherheit erhalten. Das geht nur über das Engagement staatlicher Akteure und einer verbindlichen gesetzlichen Regulierung. Die Investitionszyklen, insbesondere in der Stahlindustrie, setzen in den nächsten Jahren ein – jetzt ist der Zeitpunkt, strategische Investitionsentscheidungen zu treffen.
[u!]: Einst rauchende Schlote, heute Inkubator für Zukunftstechnologie: Kann das Ruhrgebiet die Transformation zum Wasserstoff-Standort Nr. 1 in Deutschland schaffen?
Nils Beyer: Ich bin fest davon überzeugt, dass die Metropole Ruhr die Region ist, die die größten Chancen im H2-Sektor hat. Denn in den kommenden fünf Jahren kommt es darauf an, dass wir aus der spannenden Vision – einer klimaneutralen Industrie – eine handfeste H2-Revolution starten, die alle Wertschöpfungspotenziale neu ordnet. Dabei geht es aber nicht darum, dass wir einen Abbruch der aktuellen Wirtschaftsstruktur organisieren, sondern ein Stück neues Ruhrgebiet schaffen. Dabei ist Duisburg eine zentrale Drehscheibe, wenn es um die Anwendung dieses Zukunftsrohstoffs geht. Nirgendwo sonst wird in Zukunft so viel Wasserstoff eingesetzt werden wie hier.
[u!]: Apropos Duisburg: Sie ist eine der Städte im 5-StandorteProgramm, an dem Sie arbeiten. Was genau steckt dahinter?
Nils Beyer: Das 5-StandorteProgramm gestaltet den Ausstieg aus der Steinkohleverstromung, Duisburg ist davon mit dem Kraftwerk Walsum betroffen. Bis 2038 stehen dafür insgesamt 662 Millionen Euro für alle Kraftwerksstandorte bereit, um neue Jobs und Wachstum zu generieren. Wir sehen in dem 5-StandorteProgramm vor allem die Chance, dass in den Städten Impulse gesetzt werden können. Für eine erfolgreiche industrielle Transformation braucht es jedoch viel mehr Unterstützung.
[u!]: In dieser und der zurückliegenden Ausgabe hat der Unternehmerverband in seiner Verbandszeitung einen Überblick über die Aktivitäten rund um den Zukunfts-Energieträger Wasserstoff gegeben. Welches ist Ihr Leuchtturm-Projekt?
Nils Beyer: Die Stärke der Region bei diesem Thema ist kein einziger Leuchtturm, sondern die Vernetzung und der Verbund. Trotzdem hat natürlich die Stahlindustrie eine herausragende Bedeutung. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir auch hier die größten Effekte bei der Sicherung von Beschäftigung und Klimaschutz erzielen können. Jeder investierte Euro in die Transformation der Stahlindustrie hat einen zehnfach höheren Klimaschutzeffekt als in allen anderen Branchen. Wenn wir Wasserstoff im großen Stil in der Schwerindustrie einsetzen, dabei die Mengen des grünen Wasserstoffs erhöhen und einen gesicherten Absatzmarkt schaffen, werden mittelfristig die Preise für diesen Energieträger fallen und die Visionen der Unternehmen schrittweise wirtschaftlich machen. Nur, wenn internationale Akteure sehen, dass die H2-Zukunft nicht nur Effekte für das Klima bietet, sondern auch wirtschaftlich ist, werden wir weltweit erfolgreich sein
[u!]: Die BMR entwickelt und vermarktet den Wirtschaftsstandort Metropole Ruhr und bündelt so die wirtschaftlichen Interessen der 53 Städte der Region. Funktioniert so ein Thema wie Wasserstoff nur überregional bzw. interkommunal?
Nils Beyer: Die Zukunft der Wasserstoffwirtschaft funktioniert nur auf regionaler Ebene. Gute Beispiele sind HyRegion Rhein-Ruhr in Duisburg oder der H2-Beirat in Essen, diese Organisationen ermöglichen die Vernetzung ihrer Akteure und die Bündelung der vielen Einzelinteressen. Nur wenn wir eine Vernetzung der zahlreichen Projektideen hinbekommen, wird langfristig ein neues wirtschaftliches Netz und ein Stück neues Ruhrgebiet entstehen.
[u!]: Wo sehen Sie in der Wertschöpfungskette der Wasserstoff-Wirtschaft noch Potenzial für Neu- und Quereinsteiger?
Nils Beyer: Das ist eine gute Frage: Denn ich glaube, dass wir in allen Bereichen der Wertschöpfungskette noch schlaue Köpfe brauchen. Europa steht bei der Entwicklung noch ganz am Anfang, da es bislang keine festen Strukturen gibt. Wir müssen die Produktion günstiger und effizienter gestalten, in den kommenden Jahren wird es hier sicherlich zu Fortschritten kommen – gerade im Sektor der Offshore Windkraftanlagen. Die günstige Produktion grüner Energie wird der Schlüssel zur erfolgreichen Etablierung von Wasserstoff sein. Darüber hinaus muss der Leitungsausbau und die Umwidmung bestehender Infrastruktur schnell erfolgen. Wir können uns einen Bürokratie-Stau in Deutschland nicht leisten. Die Schlagworte müssen sein: Agilität, Mut und Fortschritt.
[u!]: Welche politischen Rahmenbedingungen brauchen die Unternehmen von Stadt, Land und Bund?
Nils Beyer: Zunächst braucht es schnelle Genehmigungsverfahren und rechtliche Planungssicherheit. Die Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes kann für eine verlässliche Regulierung von Wasserstoff sorgen, dass beispielsweise bestehende Gasnetze zur Umwidmung genutzt werden können. Die Politik hat ein großes Interesse daran, dass die H2-Zukunft ein Erfolgsmodell wird. Dafür müssen Projekte jetzt umgesetzt und die Planungs- und Genehmigungsverfahren effizient gestaltet werden. Man spürt den Aufbruch. Das macht richtig Bock hier in dieser Region durchzustarten. Wenn Wasserstoff, dann definitiv hier…
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