Kalender
Unternehmertage und -treffen, Seminare, Arbeitskreise, Business Breaks oder Netzwerkveranstaltungen – die nächsten Termine des Unternehmerverbandes sind hier aufgelistet.
WeiterlesenDie MAN Energy Solutions SE trägt ihren Namen aus gutem Grund: Das Unternehmen bietet Technologielösungen, um die Energieversorgung nachhaltig, zuverlässig und wirtschaftlich sicherzustellen. Dies zeigt sich am Beispiel der grünen Wasserstoffwirtschaft. Hier deckt das Unternehmen mit seinen Technologien alle Prozessschritte ab: von der Elektrolyse über die Methanisierung bis hin zu Speicherung und Transport.
MAN Energy Solutions produziert zum einen als Weltmarktführer Antriebsmotoren für Schiffe sowie Motoren für die Stromerzeugung, zum anderen Turbomaschinen für stationäre Anwendungen wie etwa in Gasnetzen, in der Prozessindustrie und auch für die Stromerzeugung. Bis vor drei Jahren hieß das Unternehmen noch „Diesel & Turbo“, aber nicht nur die Namensänderung in „Energy Solutions“ weist auf das Ziel hin, bis 2030 die Hälfte des Geschäfts mit nachhaltigen Technologien zu machen. Dr. Sven-Hendrik Wiers, Standortleiter von MAN Energy Solutions in Oberhausen, ergänzt: „Wir agieren mit unseren Produkten und Services genau dort, wo es um die großen Treiber von wirtschaftlichem und ökologischem Fortschritt geht. Deswegen ist es wichtig, dass wir jetzt gemeinsam mit Kunden und Stakeholdern unsere Technologielösungen für eine nachhaltige Energiezukunft einsetzen.“
Energiespeicherung und klimaneutrale Brennstoffe
Am Standort Oberhausen sind 1.800 Beschäftigte für die Entwicklung, Produktion und das Testen von Turbomaschinen zuständig. Judith Pähr, die als Entwicklungsingenieurin in Oberhausen daran mitarbeitet, die Technologielösungen fit für die Zukunft zu machen, erläutert: „Um erneuerbare Energie zu speichern oder klimaneutrale Brennstoffe zu gewinnen, verwenden und transportieren, braucht man genau unsere erprobten und einsatzbereiten Technologien.“ So habe man etwa das Know-how, schlüsselfertige Turbomaschinen-Systeme für große Industrieanlagen zu bauen, mit denen Ammoniak und Methanol hergestellt werden. Dabei rückt mehr und mehr auch Ammoniak als möglicher Trägerstoff für grünen Wasserstoff in den Fokus, da NH3 einen stabilen Zustand für Wasserstoff bietet und vollständig kohlenstofffrei ist.
Zudem wandelt sich das Geschäftsmodell: MAN Energy Solutions versteht sich nicht mehr „nur“ als Komponentenlieferant, sondern als Anbieter von Gesamtlösungen. Pähr: „Es ist eine spannende Transformation; unsere Kunden bekommen nicht nur die Komponenten geliefert, sondern eine auf ihre Bedürfnisse optimierte Gesamtanlage.“ Besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Speichern der Energie. „Denn wenn Strom oder Wärme nicht zwangsläufig zu dem Zeitpunkt gebraucht werden, zu dem sie erzeugt werden, muss diese Energie sinnvoll und effizient gespeichert werden. Dazu dreht sich bei MAN alles um Technologien wie MOSAS (Molten Salt Energy Storage ), ETES (Electro-Thermal Energy Storage) oder LAES (Liquid Air Energy Storage). Wir bieten auch schlüsselfertige Power-to-X-Anlagen, die grünen Strom in eine Vielzahl von synthetischen, klimaneutralen Kraftstoffen umwandeln können, mit einer Kapazität von 50 MW und mehr an.“
Elektrolyse
Wenn man die Prozessschritte der Wasserstoffwirtschaft betrachtet, deckt MAN Energy Solutions mit seinen Produkten entscheidende Bereiche ab: Elektrolyse, Speicherung, Transport und Infrastruktur. Am MAN-Hauptsitz in Augsburg wurde der Elektrolyseur-Hersteller H-TEC SYSTEMS übernommen und im Januar 2021 als Tochterunternehmen integriert. „Elektrolyseure, die heute in einer Größe von 225kW bis 1MW verfügbar und perspektivisch im Multimegawatt- Bereich skalierbar sind, werden an Stromerzeuger wie z. B. Windparks oder Solaranlagen angeschlossen und erzeugen per ‚PEM‘, Protonen-Austausch-Membran-Verfahren, grünen Wasserstoff“, so Pähr. Bei ersten Projekten sind diese in Deutschland schon im Einsatz. Ob sich diese vorhandene und bereits erprobte Technologie im Markt durchsetze, hängt laut Pähr entscheidend von wirtschaftlichen und regulatorischen Faktoren, wie der künftigen CO2-Bepreisung, der Befreiung von Umlagen und Steuern, von Förderprogrammen und vom politischen Gestaltungswillen, ab.
Power-to-Gas Erdgas
Erdgas aus fossilen Quellen kann sinnvoll ersetzt werden, indem aus grünem Wasserstoff und biogenem Kohlenstoff synthetisches, klimaneutrales Methan, kurz SNG (Synthetic Natural Gas), erzeugt wird. Wesentlicher Vorteil: Die vorhandenen Prozesse in der Industrie, in Turbomaschinen und in Motoren müssen nicht technisch verändert werden, weil man die Energie, die zugeführt wird, jetzt klimaneutral erzeugt. MAN Energy Solutions hat bereits 2013 den Methanisierungsreaktor für die erste und mit sechs Megawatt größte Power-to-Gas- Anlage Europas in Betrieb genommen. Bis heute versorgt die e-Gas Anlage der Audi AG im niedersächsischen Werlte jährlich 1.500 gasbetriebene Fahrzeuge mit klimaneutralem Kraftstoff.
Wasserstoffinfrastruktur
Damit der grüne Wasserstoff dort ankommt, wo er benötigt wird, kommen die Turbomaschinen, die MAN unter anderem in Oberhausen produziert, zum Einsatz. Die Bedingungen werden sich an den Erdgas-Verdichterstationen durch die Beimischung von Wasserstoff perspektivisch ändern. Auch der mögliche Übergang bisheriger L-Gas Erdgasleitungen zu reinen Wasserstoffleitungen verändert die Anforderungen an die Infrastruktur. Das heißt: Maschinen und Kompressoren müssen angepasst und überarbeitet werden, „unsere Turbomaschinen sind heute schon wasserstoff- erprobt, sodass wir die Infrastruktur mit dem neuen Energieträger jetzt mit aufbauen können“, verdeutlicht es die 38-jährige Judith Pähr, die an der RWTH Aachen Maschinenbau studierte. 2010 begann sie bei MAN Energy Solutions in Service und Kundenbetreuung und wurde 2016 Entwicklungsingenieurin an der Schnittstelle zwischen Technologieent- wicklung und zukünftigen Kundenanforderungen.
In dieser Funktion baut Judith Pähr derzeit auch den H2-Campus firmenseitig mit auf: „HydrOB – Campus for Hydrogen Technologies Oberhausen“ heißt die Initiative, mit der vor Ort eine Wasserstoffwirtschaft realisiert werden soll (s. Ausgabe 1/2021). „Die Idee ist, in einem Technologiekompetenzzentrum industrielles und wissenschaftliches Know-how zusammenzubringen, damit Unternehmen und Forschungseinrichtungen in Technikum, Fertigung und Labor gemeinsam arbeiten, informieren und schulen“, so Pähr. Nach dem Auftakt des HydrOB im Frühjahr haben sich viele Unternehmen und Initiativen im Ruhrgebiet gemeldet, auch internationale Anfragen habe es gegeben. „Es ist wichtig, dass sich die H2-Akteure miteinander vernetzen, sodass die Anforderungen, welche die Kunden in Zukunft haben werden, nah an die Lösungsentwickler rücken.“ Eng arbeitet MAN zudem mit Universitäten und Hochschulen zusammen, etwa an Testständen oder Demonstrationsanlagen der RWTH Aachen. Seit 2019 gibt es eine Kooperation mit der Hochschule Ruhr West und dem FabLab am Gründer-Zentrum Prosper III in Bottrop. Mit dem Engagement an der HRW will MAN neben dem Zugang zu diesen Talenten dazu beitragen, dass Studienangebot und -inhalte sich an den wirtschaftlichen Bedarfen orientieren und passend qualifizierte Nachwuchskräfte in der Region nachhaltig zur Verfügung stehen.
Digitalisierung
Neben der Dekarbonisierung nimmt MAN Energy Solutions als weitere wichtige Säule die Digitalisierung seiner Technologielösungen und Services in den Blick. Am Standort Oberhausen konzentriert sich die Entwicklungsabteilung darauf, wie die IT-Infrastruktur beim Kunden mit der Umstellung auf dekarbonisierte Energieträger Schritt hält. So entwickeln und vertreiben die MAN-Fachleute Lösungen rund um Data Science, etwa Betriebsdatenüberwachung, die über den aktuellen Status der Anlagen kontinuierlich und automatisiert informiert. Dazu gehört auch, Prozesse per digitalem Zwilling (Digital Twin) abzubilden, Anlagen per Fernzugriff (remote) in Betrieb zu nehmen oder komplexe Prozessabläufe in einer einfach anzuwendenden App darzustellen. Dr. Wiers erläutert: „Gerade dieser Geschäftsbereich wächst deutlich und es entstehen neue Chancen für die Zukunft des Standorts. Das sind richtig gute Nachrichten für Oberhausen, wo Forschung, Entwicklung und Produktion sehr gut vereint sind.“
Info
MAN Energy Solutions SE
Steinbrinkstraße 1
46145 Oberhausen
0208 692-01
www.man-es.com
Wir nutzen Cookies auf dieser Webseite. Einige von ihnen sind essenziell, während andere uns helfen, diese Website für Sie optimal zu gestalten und weiter zu verbessern.