2022
Aktuelle Streikstatistik
Die Bundesagentur für Arbeit (BA) hat am 30. Juni 2022 ihre Streikstatistik für das Jahr 2021 veröffentlicht. Dieser zufolge nahm die Streikbereitschaft der Beschäftigten deutlich zu.
In der Auswertung sind alle an die Agenturen für Arbeit gemeldeten Streiks enthalten. Die BA erfasst nur die Streiks und Aussperrungen als Arbeitskämpfe, an denen in den betroffenen Betrieben mindestens zehn Arbeitnehmer beteiligt waren und die mindestens einen Tag dauerten oder durch die einen Verlust von mehr als 100 Arbeitstagen entstanden ist. Alle anderen Konflikte gelten als sog. Bagatell-Streiks und werden lediglich nachrichtlich aufgeführt.
Die aktuellen Zahlen zeigen, dass trotz der auch 2021 noch nicht ausgestandenen Corona-Pandemie und ihrer wirtschaftlichen Folgen die Streikbereitschaft der Beschäftigten gegenüber dem Vorjahr stark zugenommen hat. Dagegen war die Anzahl der von Streiks betroffenen Betriebe gegenüber dem Vorjahr leicht rückgängig. Zurückzuführen ist die große Zahl von an Streikmaßnahmen beteiligten Beschäftigten vor allem auf den Tarifkonflikt in der Metall- und Elektroindustrie im ersten Quartal 2021.
Die Ergebnisse im Überblick
Im Jahr 2021 sind 374.411 Arbeitstage durch gemeldete Arbeitskämpfe ausgefallen. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Anstieg um fast 92 Prozent bzw. 178.991 Ausfalltage. Die Ausfalltage in den von der BA ebenfalls erfassten Bagatell-Streiks lagen im letzten Jahr mit 37.111 fast sechs Mal so hoch wie zuletzt im Jahr 2020. Insgesamt summierten sich die Ausfalltage im Jahr 2021 damit auf insgesamt 411.522, womit die Anzahl mehr als doppelt so hoch ausfiel wie im Jahr zuvor.
Laut der BA-Auswertung waren demnach 1.251 Betriebe von Streiks und 2.188 Betriebe von Bagatell-Streiks im Jahr 2021 betroffen. Beteiligt haben sich dabei 383.762 Beschäftigte bei gemeldeten Streiks bzw. 143.095 im Rahmen der erfassten Bagatell-Streiks.
Die Statistik für die einzelnen Bundesländer verdeutlicht, dass im Jahr 2021 vor allem Betriebe in Bayern, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg von Streiks betroffen waren. Bei Hinzurechnung der Bagatell-Streiks summieren sich die von Streikmaßnahmen betroffenen Betriebe in Bayern auf 643, in Baden-Württemberg auf 587 und in Nordrhein-Westfalen auf insgesamt 553 Betriebe. Die meisten Ausfalltage durch Streiks und Bagatellstreiks wurden jedoch in Niedersachen (86.271) und Sachsen (69.512) registriert, noch vor Bayern (56.599), Nordrhein-Westfalen (45.421) und Baden-Württemberg (44.437).
Die Differenzierung der Streikaufkommen nach Wirtschaftszweigen (Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 2008 – WZ 2008) zeigt, dass im Jahr 2021 vor allem die Betriebe des „Einzelhandels“, des „Maschinenbaus“ und der „Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen“ sowie der „Landverkehr und Transport in Rohrfernleitungen“ von Streiks bzw. Bagatellstreiks betroffen waren. Zurückzuführen sind diese Zahlen auf die Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie im ersten Quartal des letzten Jahres sowie auf die Tarifkonflikte in der zweiten Jahreshälfte im Einzelhandel und bei der Deutsche Bahn AG.
Die BA weist in ihrer Streikstatistik darauf hin, dass ihre ausgewiesenen Zahlen insgesamt untererfasst sind mit dem Verweis auf die Zahlen des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung. Nach WSI-Angaben lag im Jahr 2021 die Zahl der arbeitskampfbedingten Ausfalltage bei 590.000 und die Zahl der beteiligten Arbeitnehmer bei insgesamt 917.000 Beschäftigten. Die Zahlen des WSI basieren auf Gewerkschaftsangaben, Pressemitteilungen und eigenen Recherchen.
Das Institut der Wirtschaft (IW) kommt anhand ihres entwickelten Konfliktbarometers, das die Konfliktintensität und die maximale Eskalationsstufe im Rahmen eines Tarifjahrs ermittelt, ebenfalls zu dem Ergebnis, dass das Jahr 2021 – trotz noch andauernder Pandemie – deutlich konfliktreicher war als das erste Pandemie-Jahr 2020.
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