2022
Aktuelle Zahlen des IAB zur Arbeitszeitentwicklung in 2021 und Prognosen für 2022
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hat in seinem Kurzbericht (7/2022) die Zahlen zur Arbeitszeitentwicklung im Jahr 2021 sowie aktualisierte Prognosen für das Jahr 2022 veröffentlicht.
Die deutsche Wirtschaft stehe nach der Corona-Pandemie nun durch die Folgen des Ukraine-Kriegs vor weiteren schwierigen Herausforderungen. Trotz dieses erneuten konjunkturellen Dämpfers geht das IAB davon aus, dass sich die Jahresarbeitszeit (inkl. Nebenjobs) in diesem Jahr mit einem Plus von 0,4 Prozent auf insgesamt 1.311 Stunden erhöht und sich damit wieder knapp unter dem Niveau vor Pandemieausbruch (2019: 1.328 Stunden) einpendeln wird.
Das gesamtwirtschaftliche Arbeitsvolumen, also das Produkt aus der durchschnittlichen Arbeitszeit und der gesamten Erwerbstätigenzahl, ist nach dem starken Einbruch um 4,9 Prozent in 2020 im darauffolgenden Jahr wieder um 1,9 Prozent auf rund 60,6 Mrd. Stunden gestiegen. Das Institut rechnet nun für das laufende Jahr mit einem Anstieg um weitere 1,5 Prozent auf ein Gesamtvolumen von rund 61,5 Mrd. Stunden.
Einzelne Arbeitszeitkomponenten im Überblick:
Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit aller in Vollzeit beschäftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer lag im Jahr 2021 bei 38,2 Stunden. Die Prognose sieht auch für das Jahr 2022 keine Veränderungen, womit das Arbeitszeitvolumen der Vollzeitbeschäftigten pro Woche im Durchschnitt auf dem Niveau der Vorjahre verbleibt. Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit aller Teilzeitbeschäftigten bleibt laut Prognose im Jahr 2022 mit 17,8 Stunden ebenfalls fast unverändert auf dem Stand der letzten zwei Jahre. Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit aller Beschäftigen liegt daher mit 30,4 Stunden im Jahr 2021 auf dem Vorjahresniveau. Im Jahr 2022 werden die durchschnittlichen Wochenstunden minimal um 0,1 Stunden auf 30,3 Wochenstunden sinken. Der leichte Rückgang hat nach Einschätzung der Wissenschaftler vor allem mit der Erhöhung des Mindestlohns zu tun, wodurch einige Minijobber ihre Arbeitszeit voraussichtlich reduzieren werden.
In Bezug auf die bezahlten Überstunden sieht die Prognose des IAB 2022 keine Veränderungen gegenüber dem Vorjahr und rechnet mit durchschnittlich 20,0 Stunden je Arbeitnehmer. Die unbezahlten Überstunden werden im Durchschnitt voraussichtlich um 0,1 Stunden auf insgesamt 21,7 Stunden pro Arbeitnehmer sinken. Beim Ausweis der unbezahlten Überstunden ist zu beachten, dass hierzu auch Überstunden zählen, die zwar nicht separat vergütet, aber z.B. arbeitsvertraglich durch ein entsprechendes Jahresgehalt abgegolten werden. Dies ist beispielweise vielfach bei Führungskräften der Fall. Überstunden, die auf Arbeitszeitkonten gebucht werden, sind in den Zahlen der „Überstunden“ nicht enthalten. Sie werden durch die Veränderungen der Salden der Arbeitszeitkonten erfasst.
Die Guthaben der Arbeitszeitkonten reduzieren sich nach Angaben des IAB auch in diesem Jahr erneut. So ergebe sich für das Jahr 2022, wie bereits im Vorjahr, ein durchschnittlicher Abbau von 0,5 Stunden je Arbeitnehmer.
Zahlreiche Betriebe und Beschäftigte waren durch die Corona-Pandemie von Kurzarbeit betroffen. Die Prognose des IAB sieht nun eine deutliche Verbesserung der zuvor sehr angespannten Lage. So geht das Institut davon aus, dass dieses Jahr rund 693.000 Beschäftigte in Kurzarbeit arbeiten werden. Im Jahr 2021 war die Zahl mit über 1,8 Mio. Kurzarbeitern noch deutlich höher. Der Rückgang der Kurzarbeit macht sich auch in den Zahlen zum Ausfallvolumen der Arbeitsstunden bemerkbar. Während dieses 2021 rund 1,2 Mrd. Stunden betrug, rechnen die Wissenschaftler hier im laufenden Jahr mit einem Ausfallvolumen von 411 Mio. Stunden. Die Tatsache, dass die Zahlen zur Kurzarbeit im Vergleich zu den Jahren vor der Pandemie nach wie vor hoch ausfallen, liegt nach Angaben des IAB vor allem daran, dass viele Betriebe auch heute noch mit den Nachwirkungen der Pandemie zu kämpfen haben. Der Ukraine-Krieg führe zudem dazu, dass sich einige Branchen mit Liefer- und Materialengpässen konfrontiert sehen, was voraussichtlich vor allem im Verarbeitenden Gewerbe wieder zur mehr Kurzarbeit führen könnte.
Die Urlaubs- und sonstigen Freistellungstage werden laut Prognose der Wissenschaftler im Jahr 2022 mit durchschnittlich 32,0 Tagen auf dem Stand des Vorjahres verbleiben und damit weiter leicht erhöht gegenüber der Zeit vor der Corona-Pandemie bleiben. Zurückzuführen sei dies u. a. darauf, dass die „sonstigen Freistellungstage“ auch die Tage enthalten, an denen es einem Beschäftigten aufgrund von Quarantänemaßnahmen nicht möglich sei seiner Arbeit nachzugehen. Der tarifliche Regelurlaub bleibe mit einem Durchschnitt von 29,6 Tagen voraussichtlich auch im Jahr 2022 auf dem Niveau der Vorjahre.
Der Krankenstand wird sich nach Angaben des IAB im Jahr 2022 gegenüber den letzten zwei Jahren um 1,2 Tage auf durchschnittlich 12,4 Tage pro Arbeitnehmer erhöhen. Hier mache sich die Corona-Pandemie nochmal deutlich bemerkbar, da der Krankenstand in den Jahren zuvor im Schnitt 10,6 Tage betrug. Den Grund für die erneut steigende Zahl an Krankentagen im Jahr 2022 sieht das Institut vor allem in der Omikron-Welle während des ersten Halbjahrs.
Bewertung:
Der Krieg in der Ukraine mit seinen derzeit unabsehbaren Folgen gepaart mit den Nachwirkungen der noch nicht vollkommen ausgestandenen Corona-Pandemie stellt die Betriebe auch dieses Jahr erneut vor schwierige Herausforderungen. Die aktuellen Auswertungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung verdeutlichen dabei, wie wichtig einzelne Arbeitszeitinstrumentarien sind, um negative Beschäftigungseffekte in Krisen abzufedern. Dabei spielen Arbeitszeitkonten und der Einsatz von Kurzarbeit eine wesentliche Rolle. Die Schaffung und Nutzung tarifvertraglich vereinbarter Flexibilitätsspielräume im Bereich der Arbeitszeitgestaltung ist für die Betriebe ein wichtiges Anliegen in diesen konjunkturell unwägbaren Zeiten. Neue gesetzliche Regulierungen im Bereich der Arbeitszeit, die die Betriebe in ihrer Handlungsfähigkeit einschränken, sind dagegen kontraproduktiv und würden den bislang stabilen Pfad der Beschäftigungsentwicklung in Deutschland gefährden.
Den IAB-Kurzbericht finden Sie hier.
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