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ZENIT, Mülheim an der Ruhr
Statt Germano-Sklerose jetzt das eigene Unternehmen transformieren und in Chancen investieren
120 Gäste des digitalen ZENIT-Jahresauftakts am 20. Januar erlebten ein Feuerwerk an Zahlen und Einschätzungen zum „kränkelnden deutschen Geschäftsmodell“, den mehrdimensionalen Ursachen der Krise und dem, was die Wirtschaft jetzt braucht. Der zentrale Appell des IW-Chefs: Für einen Aufbruch aus der deutschen Misere müsse die digitale und klimaneutrale Transformation endlich auf allen Ebenen umgesetzt werden und der Staat massiv in die Infrastruktur investieren! Der Investitionsbedarf liege für die nächsten zehn Jahre bei rund 600 Mrd. Euro.
„Statt zu schauen, was mit dem neuen US-Präsidenten Trump passiert, sollte die zentrale Frage vielmehr lauten: was sind unsere eigenen Interessen? Und wie kann Wettbewerbsfähigkeit wieder gelingen?“, so Hüthers Einstiegsfragen. Als Ursache für die deutsche Misere skizzierte er fünf Punkte:
- Verlust an Wettbewerbsfähigkeit und Germano-Sklerose
- Gestiegene Betriebskosten des weltwirtschaftlichen Systems
- Demografische Alterung und Fachkräftesicherung
- Energiekosten und energieintensive Industrien
- Strategieunsicherheit und Überforderung durch die Transformationspolitik
Einen direkten Schuldigen in der Politik nannte Hüther nicht, betonte jedoch, dass die Probleme älter als drei Jahre seien. Bereits seit 2018 ginge es abwärts und Pandemie, Krieg sowie weitere Unsicherheiten hätten seit 2020 zu Investitionsausfällen in Höhe von 210 Mrd. Euro geführt.
Die dringend benötigten privaten Investitionen bewegten sich im grünen Bereich, während staatliche Investitionen viel zu gering seien. Laut IW seien in den kommenden zehn Jahren rund 600 Milliarden Euro Investitionsbedarf für Verkehr, Energie, Kommunales, Bildung und Dekarbonisierung nötig, die durch Sondervermögen und/oder Reform der Schuldenbremse finanziert werden müssten.
Wer Produktion, Wettbewerbsfähigkeit und Wertschöpfung steigern wolle, komme an einigen unbequemen Wahrheiten, die auch in den aktuellen Wahlprogrammen verschwiegen werden, nicht vorbei: Im Vergleich zu anderen Industrienationen werde in Deutschland zu wenig gearbeitet. Es müsse daher alles dafür getan werden, mehr Menschen in Arbeit zu bringen, Arbeitskräfte aus dem Ausland zu gewinnen und die produktive Arbeitszeit auszubauen.
Die Politik müsse bei der Gestaltung der Rahmenbedingungen wieder eine aktive Rolle einnehmen: Investitionen in Infrastruktur, wie z. B. der Brückenbau, seien Staatsaufgaben und auch ein Hadern mit dem Thema Transformation sei überhaupt nicht zielführend. Denn „teurer als Klimaschutz ist kein Klimaschutz“, sagt Hüther.
Vermutlich seien nicht alle Industrien im Land zu halten, aber wer die Transformation stemmen wolle, müsse Wasserstoffanstrengungen in allen Farben trotzdem zuverlässig unterstützen. Und sowohl die deutsche Stahlindustrie sowie die Industrieproduktion seien keine Auslaufmodelle, sondern auch in Zukunft Branchen mit hohem Wertschöpfungs- und Beschäftigungspotenzial für den Wirtschaftsstandort Deutschland.
Wehleiden sei deshalb nicht angesagt und auch der Ruf mancher Akteure nach einer Rückkehr zur Atomkraft sei falsch: „Für einen Umschwung muss das Thema Transformation endlich vom Jammer- zum Business-Case werden und der Staat massiv investieren.“
Bis zur klimaneutralen Produktion mit grünem Wasserstoff sei es allerdings noch ein längerer Weg. Dennoch zeigt sich der IW-Chef mit der These erster Wasserstofferfolge für die Industrie am Ende dieses Jahrzehnts optimistisch.
ZENIT-Geschäftsführer Jürgen Schnitzmeier lud die teilnehmenden Unternehmen zur Inanspruchnahme der oft kostenlosen Dienstleistungen von ZENIT im öffentlichen Auftrag ein: „Als Innovations- und Transformationsagentur des Landes und des Mittelstand in NRW unterstützen wir kleine und mittlere Unternehmen bei allen Fragen rund um Transformationsfinanzierung, Digitalisierung, Internationalisierungs- oder Nachhaltigkeitsaktivitäten und helfen bei der Fördermittelsuche.“
Thomas Eulenstein, Vorstandsvorsitzender des Netzwerks ZENIT e.V., machte neugierig auf eine neue Ausschreibung des bekannten Innovationspreises des Netzwerks, der im Sommer startet.
Ansprechpartner für die Presse
Jennifer Middelkamp
Pressesprecherin
Regionalgeschäftsführung Kreise Borken | Kleve