[uv]magazin:Sie sind die neue Professorin für den jungen Studiengang „Sustainable Engineering and Management“ auf dem Bocholter Campus. Worum geht es?
Prof. Dr.-Ing. Daniela Kattwinkel: Wir denken das Ingenieurwesen weiter, nämlich nachhaltig und betriebswirtschaftlich. Nehmen wir das Smartphone als „gutes“ Beispiel für unsere Wegwerfgesellschaft: Laut einer Studie nutzten 75 Prozent der Befragten ihre Geräte kürzer als zwei Jahre. Das führt zu einem noch schlechteren CO2-Fußabdruck, denn bei einer Nutzungsdauer von sechs Jahren sind dreiviertel der gesamten Emissionen des klimaschädlichen Gases Kohlenstoffdioxid auf die Herstellung zurückzuführen und weniger als ein Viertel bei der Nutzung z. B. durch das Aufladen. Im Studium arbeiten wir heraus, wie Unternehmen, Politik und Verbrauchende hier nachhaltiger agieren können – beispielsweise durch veränderte Produktkonzepte, neue Möglichkeiten der Wertschöpfung im Sinne der Circular Economy, Anreize für nachhaltigeres Handeln oder Reparatur statt Neukauf.
[uv]magazin: Wo wird dieser Nachwuchs gebraucht?
Prof. Dr.-Ing. Daniela Kattwinkel: Die Unternehmen haben großen Bedarf an Fachleuten, die sich mit Normen, Zertifizierungen, technischen Möglichkeiten, geeigneter Software und den Chancen und Herausforderungen rund um Nachhaltigkeit auskennen. Es ist ein absoluter Zukunftsberuf und unsere Studierenden schauen ganzheitlich auf die Prozesse und Produkte und nicht nur auf einen Themenbereich. Sie sind deshalb sehr flexibel in der Wirtschaft einsetzbar.
[uv]magazin: Was haben Sie sich persönlich vorgenommen?
Prof. Dr.-Ing. Daniela Kattwinkel: Ich freue mich darauf, junge Leute hier für die Nachhaltigkeitsthemen zu sensibilisieren und mit Know-how und Motivation in die Firmen zu entlassen, um das Thema dort zu integrieren und Veränderungsprozesse anzustoßen. Das Potenzial für Themen wie Ressourceneffizienz, Kreislauffähigkeit oder Reparierbarkeit ist riesig. Um es am Beispiel des Smartphones zu verdeutlichen: Über 200 Millionen ausgemusterte Handys schlummern in deutschen Schubladen. Das sind zusammengerechnet allein 6,2 Tonnen Gold. Rohstoffe und Seltene Erden, die aufwändig gewonnen bzw. teils unter menschenunwürdigen Bedingungen gefördert werden, zurückzugewinnen und neu zu nutzen, muss unser aller Ziel sein. Nachhaltigkeit ist nämlich nicht nur ökologisch und ökonomisch zu sehen, sondern auch sozial.
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Jennifer Middelkamp
Pressesprecherin
Regionalgeschäftsführung Kreise Borken | Kleve