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WeiterlesenMühlich GmbH & Co. KG geht mit Arbeitszeitmodell neue Wege
Die Arbeitszeit flexibel gestalten – in der „Industrie 4.0“, in der durchdigitalisierten IT-Branche oder bei pfiffigen Start-ups, die ihre Geschäfte über das Smartphone abwickeln, ist dies heute schon nicht mehr Vision, sondern Wirklichkeit. Doch auch bei einem industrieorientierten Handwerksbetrieb in Laichingen ist „Vollzeit“ nicht mehr das einzig mögliche Arbeitszeitmodell, sondern es werden neue Wege eingeschlagen: Die Mitarbeiter der Mühlich GmbH & Co. KG können ihre Arbeitszeit ihren persönlichen Interessen und wechselnden Lebenssituationen folgend immer wieder neu anpassen. „Das Besondere an unserem neuen Modell ist die Gestaltungsfreiheit, durch die die Arbeitszeit für unsere Mitarbeiter individuell und flexibel wählbar wird“, hebt Geschäftsführer Crispin Mühlich hervor.
Noch sind das klassische Schichtmodell oder der 9-to-5-Job die häufigsten Arbeitszeitmodelle. Doch allmählich brechen diese Strukturen auf, weil sich die Menschen nicht nur im Beruf, sondern auch im Privatleben verwirklichen wollen – und das erfordert Zeit: Jüngere Mitarbeiter wollen Karrieren, Freizeit, Kinder und pflegebedürftige Angehörige vereinbaren; ältere Mitarbeiter suchen Aufgaben, die sie ausfüllen, aber nicht überfordern. Hinzu kommen sehr unterschiedliche Lebensphasen, wie Manuel Mühlich festgestellt hat, der im Rahmen seines berufsbegleitenden Masterstudiengangs das neue Arbeitszeitmodell im Familienunternehmen geplant hat: „Der Berufseinsteiger will erst mal zeigen, was er kann. Der Häuslebauer braucht ein finanzielles Polster. Die Eltern möchten beide Zeit für ihr Kind haben. Und die älteren Mitarbeiter wollen mehr Zeit für erholsame Unternehmungen haben.“ Genau an diesen Wünschen mal nach mehr Verdienst, Aufstieg oder Zeit orientiert sich das Mühlich-Modell.
Persönliche Jahreswunscharbeitszeiten
Gemäß dem neuen Arbeitszeitmodell kann jeder Mitarbeiter seine persönliche Jahreswunscharbeitszeit angeben. Vom Arbeitgeber werden lediglich „Gänge“ festgelegt, deren Wahl sich an der betrieblichen Auslastung orientiert und das erforderliche Arbeitsaufkommen definiert. „Weil jeder für sich entschieden hat, wie viel er arbeitet und das auch transparent und eigenverantwortlich einhält, guckt auch kein Kollege komisch, wenn einige früher als andere – ohne jedes schlechte Gewissen – ihre Sachen packen“, weiß Manuel Mühlich. Und einen weiteren Vorteil hat der Ingenieur festgestellt: Weniger zu arbeiten ist nicht gleichbedeutend mit weniger Verantwortung. „Früher wäre ein Wechsel in Teilzeit wegen des erhöhten Planungsaufwandes mit einer Veränderung des Aufgabenfeldes einhergegangen. Mit dem neuen Modell aber bleiben die Aufgaben die gleichen, nur eben zeitlich anders verteilt.“
Flexibilität für stark schwankendes, saisonales Geschäft
Ganz freiwillig beschäftigten sich Crispin und Manuel Mühlich nicht mit dem Thema, wie sie unumwunden zugeben: „Wir haben als Hersteller von Baugruppen aus Holzwerkstoffen für Messen und Ausstellungen ein stark schwankendes, saisonales Geschäft. Deshalb brauchen wir von unseren Beschäftigten sehr viel Flexibilität.“ Mit dem neuen Arbeitszeitmodell wollen sie den rund 40 Beschäftigten, viele von ihnen sind dem Familienunternehmen seit Jahrzehnten treu verbunden, etwas zurückgeben. „Wir brauchen Fachkräfte, etwa Schreiner, Holzmechaniker, Maschinen- und Anlagenführer oder auch Quereinsteiger mit handwerklichem Geschick. Als Arbeitgeber müssen wir angepasste Lösungen und attraktive Arbeitszeitmodelle bieten, da die Arbeitnehmer heute nicht nur eine höhere Flexibilität bieten, sondern zu Recht auch eine Flexibilisierung beim Arbeitgeber erwarten, wo immer möglich“, so Mühlich.
Datenbasis für das Folgejahr
Einmal jährlich, erstmals im vergangenen Oktober, wird der individuelle Jahresarbeitszeitwunsch abgefragt. Neben den Wunschjahresstunden und der Freizeitquote für die Rückführung der geleisteten Überstunden geben die Beschäftigten auch an, ob sie zu zeitweilig versetzten Arbeitszeiten bereit sind bzw. wie viele Samstage sie im Jahr arbeiten möchten, und wie lange die Pausenzeit gewünscht ist. „Diese Daten werden als Basis für die Arbeitszeit des folgenden Jahres herangezogen“, erläutert Manuel Mühlich, der viel Herzblut in das neue Arbeitszeitmodell gesteckt hat und sich deshalb über die positive Resonanz aus der Belegschaft freut.
Neben gesetzlichen Vorgaben, insbesondere denen des Arbeitszeitgesetzes, gab es auch betriebliche Erfordernisse zu beachten. „Hilfreich war die Unterstützung durch den Unternehmerverband Dienstleistungen, der uns nicht nur juristisch, sondern auch durch einen Verbandsingenieur beraten hat“, berichtet Crispin Mühlich. Die Mühen haben sich gelohnt, wie sein Resümee belegt: „Wir wollen endgültig mit dem seit langer Zeit vorherrschenden Klischee ‚Lange Tage, kurze Nächte ist die Arbeitszeit der Mühlich-Knechte‘ abschließen. Mit unserem neuen Arbeitszeitmodell wollen wir auf unsere bestehenden Mitarbeiter zugehen und neuen Mitarbeitern als attraktiver Arbeitgeber den Einstieg bei uns schmackhaft machen. Das sichert die Wettbewerbsfähigkeit und damit die Zukunft unseres Standortes hier in Laichingen.“
Jennifer Middelkamp
Info
Mühlich GmbH & Co. KG
Heinrich-Kahn-Straße 59
89150 Laichingen
07333 95018-60
www.muehlich.de
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