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WeiterlesenDer Parkplatz an der Mannesmannallee 31 in Mülheim an der Ruhr ist sehr gut gefüllt an diesem Freitagvormittag Mitte Januar. Zahlreiche Menschen streben dem Eingang des glasverkleideten Supermarkts zu, andere verlassen ihn gerade mit vollen Einkaufswagen. Das E-Center Paschmann ist in Dümpten zweifelsfrei ein Einzelhandelsmagnet – trotz der starken Konkurrenz in der direkten Nachbarschaft mit Aldi, Lidl oder Real. Auf einer reinen Verkaufsfläche von 3.650 Quadratmetern warten rund 40.000 Sortimentsartikel in breiten und sehr aufgeräumt wirkenden Gängen auf Kunden. An den 21 Kassen, davon acht in Selbstbedienung, geht es flott zu: Nicht die Kunden legen die Waren aufs Band, sondern die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die an der Entwicklung des neuen Kassensystems vor drei Jahren mitgewirkt haben. Die üblichen langen Warteschlangen, insbesondere an Wochenenden oder vor Feiertagen, sind seitdem deutlich weniger geworden.
Die Zeit, als EDEKA noch für kleine Tante-Emma-Läden stand, ist schon lange vorbei. Heute gehören der Genossenschaft rund 3.700 selbständige Kaufleute an, die in den über 11.300 Supermärkten rund 376.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen. Der gesamte Verbund erwirtschaftete 2018 einen Umsatz von 53,6 Milliarden Euro.
Falk W. Paschmann ist einer dieser selbständigen Kaufleute. Er ist der Sohn von Heinz Wilhelm und Ilselore Paschmann, die in den vergangenen Jahrzehnten in Mülheim an der Ruhr und Umgebung ein regionales EDEKA-Imperium geschaffen haben: Zehn Supermärkte sind es aktuell, die unter der Marke EDEKA Paschmann in Mülheim, Duisburg, Düsseldorf, Moers und Oberhausen laufen; schon bald werden es zwölf Märkte sein. „Unser Ziel ist es, den Einkauf für unsere Kunden so wenig schmerzhaft wie möglich zu machen“, sagt Falk Paschmann.
Diese Aussage ist ein ziemlicher Kontrast zu dem Trend „Einkaufserlebnisse schaffen“, den Einzelhandelsexperten gerne als Wunderwaffe im Kampf des stationären Handels gegen das Internet anführen. Paschmann gibt sich unbeeindruckt: „Niemand geht gerne einkaufen. Also muss es unser Ziel sein, die Hürden für den Einkauf so gering wie möglich zu halten.“ Die Zutaten klingen simpel: klare Zielführungen in den Märkten, kurze Wartezeiten, viele Parkplätze. „Wer lange sucht, wird unzufrieden. Wer lange wartet, auch. Wer keinen Parkplatz findet, fährt einfach weiter.“
Hürden, z. B. Parken, für den Einkauf gering halten
Der Markt in Mülheim-Dümpten spiegelt diese Schmerzfrei-Philosophie sehr gut wider. Er ist gleichzeitig so etwas wie der Fixpunkt in der Entwicklung von EDEKA Paschmann: 1960 war Heinz Wilhelm Paschmann mit einem kleinen Tante-Emma-Laden in Dümpten gestartet. Sukzessive kamen einige Märkte hinzu, weil EDEKA Rhein-Ruhr, die regionale Dachorganisation, bemerkt hatte, dass Paschmann Senior seine Verkaufsflächen gut im Griff hatte. In der Folge sprachen ihn die Regionalchefs bei der Nachfolgesuche für andere Märkte immer mal wieder an. In neue Dimensionen stieß das Unternehmen aber erst 2006 vor. Damals trafen Heinz Wilhelm und Ilselore Paschmann die Entscheidung, in Dümpten richtig zu investieren und die Fläche deutlich zu erweitern. Es war der Startschuss für eine kontinuierliche Expansion, die bis heute anhält. Der Anlass: Filius Falk hatte sich entschieden, das elterliche Unternehmen später einmal zu übernehmen. Zum Zeitpunkt der Entscheidung war er 17 Jahre alt.
Heute ist Falk W. Paschmann 31 Jahre jung, hat eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann und ein BWL-Studium hinter sich gebracht. Er hält 90 Prozent der Firmenanteile. Seit seinem Einstieg ins Unternehmen 2010 hat sich der Umsatz von 74 Millionen auf 123 Millionen Euro gesteigert. Bundesweit rangiert EDEKA Paschmann damit nach eigener Aussage auf Platz 10 oder 11 der umsatzstärksten EDEKA Händler. 2020 erwartet das Unternehmen einen Umsatz von 128 Millionen Euro. Ein Plus von über 70 Prozent in zehn Jahren. Und ein Lehrstück in Sachen Nachfolgeregelung.
„Wir hatten einen Plan in der Schublade, falls er sich anders entschieden hätte“, sagt Mutter Ilselore Paschmann. Die promovierte Juristin fungiert heute noch als Geschäftsführerin, ebenso ihr Mann und Gründer Heinz Wilhelm – „aber nur für den Notfall.“ Sie hat den Nachfolgeprozess zwischen Vater und Sohn moderiert, ein hartes Stück Arbeit, wie sie zugibt. Das Erfolgsrezept: „Falk war klug genug, zu fragen und die Ratschläge anzunehmen. Und sein Vater war klug genug, nur zu antworten, wenn er gefragt wurde.“
Mit neuen Märkten Mitarbeitern Aufstiegschancen bieten
20 Millionen Euro haben die Paschmanns in den vergangenen sechs Jahren in die Weiterentwicklung ihrer Märkte investiert – Falk hat dabei die Richtung vorgegeben; er führt das Unternehmen heute gemeinsam mit dem Prokuristen Markus Trenkner als eingespieltes Team. „Wir setzen konsequent auf das Fachmarktkonzept. Das klassische Selbstbedienungswarenhaus hat sich überlebt.“ Beratung und Top-Ware seien das Alleinstellungsmerkmal der Paschmann-Fachmärkte, das Vertrauen bei den Kunden schaffe. „Die Kunden wissen, was sie bei uns bekommen. Deshalb kommen sie wieder.“ In Mülheim habe man so über die Jahre eine echte Marke geschaffen, ergänzt seine Mutter: „Die Menschen gehen hier nicht zum EDEKA, sondern zum Paschmann.“
Der eingeschlagene Expansionskurs – Anfang 2021 soll ein Markt in Mülheim-Saarn eröffnen, im Laufe des kommenden Jahres ein weiterer im ehemaligen Real-Markt im Mülheimer Hafen – ist dabei kein Selbstzweck. „Als Unternehmer ist man verpflichtet, seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine Perspektive zu bieten“, sagt Falk Paschmann. „Die jungen Nachwuchskräfte in der zweiten oder dritten Reihe scharren mit den Füßen und wollen bei uns etwas werden – mit neuen Märkten schaffen wir die entsprechenden Möglichkeiten.“
Überhaupt die Mitarbeiter: 720 Menschen beschäftigt EDEKA Paschmann, davon viele in Teilzeit. Bis Ende 2021 werden durch die neuen Märkte noch einmal 200 Kräfte dazukommen. Der Großteil der Mitarbeiter ist 15 Jahre und länger an Bord, die Geschäftsführer und Marktleiter haben fast alle bei Paschmann gelernt. Den Nachwuchs zieht sich das Unternehmen selbst heran. 100 Azubis lernen derzeit über alle drei Lehrjahre verteilt in den zehn Märkten die Berufe Verkäufer/in, Einzelhandelskauffrau/mann und Frischespezialist/in. Über 80 Auszubildende möchte die Gruppe 2020 einstellen. Falk Paschmann: „Wir bilden aus, um zu übernehmen. Kompetentes und freundliches Fachpersonal ist unsere wichtigste Ressource. 50 Prozent unseres Umsatzes machen wir mit beratungsintensiven Produkten. Kräfte, die sich beispielsweise von Discountern bei uns bewerben, haben das nie gelernt.“
EDEKA am Onlinehändler picnic beteiligt
Aber hat ein personalintensives Fachmarktkonzept in Zeiten des Online-Handels überhaupt Zukunft? „Selbstverständlich“, sagt Falk Paschmann. Noch liegt der Anteil der Lebensmittel am gesamten E-Commerce-Umsatz im niedrigen einstelligen Bereich, so das EHI Retail Institute aus Köln. Sollte sich das ändern, würden auch eher die Discounter-Kunden den Weg der Online-Bestellung gehen, glaubt Paschmann. Was nicht heißt, dass er sein Unternehmen nicht vorbereitet: „Natürlich wird es mehr und mehr hybride Kunden geben, die die Vertriebskanäle problemlos wechseln. Mit dem Onlinehändler picnic hat EDEKA eine vielversprechende Beteiligung im Portfolio, von der die gesamte Genossenschaft profitieren und lernen kann. Click&Collect werden wir auch anbieten, wenn die Infrastruktur von EDEKA bereitgestellt wird. Grundsätzlich glauben wir aber an unser Fachmarktkonzept, das auf fundierter Beratung basiert. Das wird – ausgestattet mit relevanten Online-Elementen – noch recht lange gut funktionieren.“
Die deutschen Kunden lieben ihre Supermärkte.
Mit stabilen Wachstumszahlen sind die Supermärkte inzwischen zum Vorbild auch für Discount-Strategien im Lebensmittelhandel geworden. Das belegen die Kennzahlen zum Handel, die neben weiteren gesamtwirtschaftlichen Daten im EHI-Datenkompendium handelsdaten aktuell 2019 erschienen sind.
Insgesamt hat der deutsche Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland seinen Umsatz von 158,3 Milliarden in 2017 auf 162,1 Milliarden Euro im vergangenen Jahr gesteigert. Die Supermärkte tragen mit der höchsten Wachstumsrate zu diesem Ergebnis bei. In 2018 konnten sie ihren Umsatz um 3,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 64,9 Mrd. Euro erhöhen – und das bei nur wenig veränderter Filialanzahl (von 12.049 auf 12.143) und Verkaufsfläche (von 15,1 Mio. qm auf 15,3 Mio. qm).
„Im Handel geht es immer mehr um Erlebnis und zusätzliche Services. Auch der Lebensmitteleinzelhandel erweitert seine Konzepte und bietet seinen Kunden immer mehr gastronomische Angebote, aufwändigeren Ladenbau oder Online-Services. Damit punkten die Händler erfolgreich beim Kunden“, erklärt Marco Atzberger, Geschäftsleitung im EHI.
„Man ist als Unternehmer immer unter Generalverdacht“
Wenn es um sein Unternehmen und sein Engagement geht, macht Falk W. Paschmann einen sehr entspannten Eindruck. Das ändert sich allerdings, wenn es um die Rahmendaten am Wirtschaftsstandort Deutschland geht. „Deutschlands Rückgrat ist der Mittelstand. Das scheinen nur immer mehr Politiker auf allen Ebenen zu vergessen. Unsere Steuerbelastung liegt bei über 50 Prozent!“ Internationale Konzerne würden in Deutschland nur mit einem Bruchteil belastet, wenn überhaupt. „Wir zahlen als einzige die Zeche. Und werden dafür noch mit einem stetig wachsenden Wust an oft fragwürdigen Regulierungen und bürokratischen Zumutungen bestraft.“ Im Gegenzug fehle es zudem an Gegenleistungen: „Wir tragen gerne unser Scherflein bei, wenn es fair zugeht. Und wenn wir entsprechende Gegenleistungen bekommen, etwa bei Infrastruktur oder Flächen – das ist aber kaum der Fall. Stattdessen steht man als Unternehmer heute immer unter Generalverdacht.“ Auf vielen Ebenen der Gesellschaft, inklusive der Politik und Verwaltung, sei das Verständnis für die Bedeutung einer starken regionalen mittelständischen Wirtschaft für Lebensqualität und Wohlergehen in den Städten und Gemeinden verloren gegangen. „Hier brauchen wir ein neues Grundempfinden.“
Info
EDEKA-Märkte Paschmann
GmbH & Co. KG
Mellinghofer Straße 233
45475 Mülheim an der Ruhr
0208 99698-0
www.edeka-paschmann.de
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