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Unternehmertage und -treffen, Seminare, Arbeitskreise, Business Breaks oder Netzwerkveranstaltungen – die nächsten Termine des Unternehmerverbandes sind hier aufgelistet.
WeiterlesenCorona und der Ukraine-Krieg haben sie in die Schlagzeilen gebracht: die Liefer- und Wertschöpfungsketten. Seit sie ständig reißen, seit Regale in den Supermärkten leer bleiben und Unternehmen darüber klagen, dass sie keine Vorprodukte oder Rohstoffe bekommen, ist klar, dass die globale Wirtschaft zahlreiche schwache Kettenglieder beinhaltet. Eine davon: die Logistik. Der Transport von A nach B war in der Vergangenheit selbstverständlich – und günstig. Einer, der schon vor Jahren vor vielfältigen Problemen gewarnt hat, ist Jochen E. Köppen, CEO der Duisburger Köppen GmbH. Er führt den Tankcontainer-Dienstleister in der fünften Generation. „Die Fahrer sind heute ein rares Gut – das hat sich aber schon über viele Jahre angekündigt. Wir bilden deshalb unseren eigenen Nachwuchs aus“, sagt Köppen. 17 Azubis bei insgesamt rund 160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind es aktuell – die Quote kann sich sehen lassen. Trotzdem kämpft er gegen den Mangel, auch weil viele langjährige Fahrer schon älter sind und mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen haben. „Die Fixkosten sind unsere Herausforderung. Jeder Lkw, der nicht fährt, kostet. Und neue Fahrer findet man einfach nicht – man mutet den Fahrern gezwungenermaßen extreme Unsicherheiten zu: Wenn sie morgens zur Arbeit kommen, wissen sie nicht, wann es abends wieder nach Hause geht.“ Zudem müssten die Fahrer mit sehr dürftigen sanitären Rahmenbedingungen an Terminals und in den Kundenwerken umgehen. „Fernverkehr will überhaupt niemand mehr“, sagt Köppen. In die Lücke sind in den vergangenen Jahren osteuropäische Speditionen gesprungen, zu Dumpingpreisen. Die Fahrer seien immer weiter aus dem Osten gekommen, viele aus der Ukraine. „Der Krieg hat dieser Entwicklung von einem Tag auf den anderen einen Riegel vorgeschoben“, sagt Köppen. „Für die Wirtschaft ein Riesenproblem! Sogar, wenn Vorprodukte oder Rohstoffe beim Hersteller verfügbar sind – es gibt sehr häufig niemanden, der sie kurzfristig transportiert.“
Tankcontainer transportieren, reinigen, warten und lagern
Tankcontainer transportieren, reinigen, warten und lagern In den vergangenen Jahren hat Köppen das Geschäftsmodell des Duisburger Traditionsunternehmens stetig weiterentwickelt: Nach einer Zensur Anfang der 1990er Jahre setzte zuerst sein Vater Wim den Fokus neu – auf Tankcontainer. In Meiderich wurden diese sehr speziellen Transportmittel von nun an gereinigt und gewartet, später auch gelagert. Und letztlich auch wieder mit eigenen Fahrzeugen transportiert. Große europäische Container-Dienstleister standen nun ebenso auf der Kundenliste wie Industrie und Handel. Köppen: „Heute entwickeln wir auf der Basis unserer vorhandenen Infrastruktur und technischen Kompetenz im Umgang mit Tankcontainern sowie Chemieprodukten individuelle Supply-Chain-Lösungen für die Chemieindustrie und den Handel.“ Und das nicht nur von Duisburg aus, sondern auch mit Büros in Hamburg, Dessau und Ludwigshafen. Pro Jahr werden derzeit 7.500 Tankcontainer repariert, über 10.000 gereinigt und rund 30.000 insgesamt bewegt. Das ist allerdings nur eine Situationsbeschreibung, denn die Firma muss stetig neue Geschäftsfelder erschließen. Nicht nur die aktuelle Marktlage, die explodierenden Energiekosten und die Mangelressource Fahrer setzen ihr zu – auch immer neue Auflagen machen das Geschäft mit den Tankcontainern komplexer. „Der Lagerbetrieb bringt uns in die obere Klasse des Störfallrechts“, sagt Köppen– entsprechend genau wird geprüft, entsprechend lang dauern die Genehmigungsverfahren; auch weil so viele Instanzen und Fachleute an den Prozessen beteiligt sind. Hier müsse er als Unternehmer genau rechnen – wenn ein Geschäftsbereich durch Auflagen unrentabel werde, dann müsse er Leistungen zurückfahren oder ihn letztlich schließen. „Selbst offensichtliche Verbesserungen der Sicherheit sind nur mit umfangreichen Dokumentationen und zeitaufwendigen Vorgängen umzusetzen. Das ist schon paradox! Ein Ausbau der Lagerhaltung hier in Meiderich ist aus heutiger Sicht nicht genehmigungsfähig. Für deutliche Erweiterungen unserer drei betrieblichen Tätigkeiten bräuchten wir eine hafennahe BImSchG-fähige Industriefläche, die zudem mit LKW-Verkehr belastbar ist.“ Potenzielle Konsequenzen für den Wirtschafts- und Logistikstandort Duisburg: „Ohne einen Betrieb wie uns drehen sich die Tankcontainer nicht über einen Standort wie Duisburg – dann übernehmen andere. Der kombinierte Verkehr würde verlieren und Transportstrecken über die Straße würden länger werden! Das ist das Gegenteil von dem, was wir gesellschaftlich erreichen möchten.“ Das Vorhalten von Containern für die Chemieindustrie im Rheinland sei nur dort möglich, wo man auch ein Depot habe. Und eben das sei mittelfristig mittlerweile mehr als schwierig. Der Wettbewerb sitzt in den Niederlanden und perspektivisch auch in Hamm. „Die niederländischen Wettbewerber haben einen großen Vorteil – dort arbeiten Kommunen und das Land gemeinsam daran, Unternehmen am Standort anzusiedeln, zu halten und weiterzuentwickeln. Behörden verstehen sich als Dienstleister und Ermöglicher – als Partner.“ In Hamm stärkt derweil die Deutsche Bahn einen Knotenpunkt, zudem wurde ein Tankcontainerdepot und -lagerbetrieb errichtet. „Wir müssen uns darauf einstellen, dass damit perspektivisch ein Teil der Chemietransporte aus dem mittleren Ruhrgebiet vom Umschlagspunkt Duisburg abgezogen werden.“ Aber auch Anfahrt- und Abfertigungszeiten zu und in den Duisburger Terminals sind ein stetes Problem in der Logistik. Vieles westlich von Duisburg könne nach Venlo abwandern. „Da schauen wir auch hin“, sagt Köppen. „Den lokalen Fuhrpark rechne ich ausschließlich in Zeiteinheiten: Wenn der Transport eines Tankcontainers per Lkw nach Venlo samt Abfertigung schneller ist als die Anfahrt und Abfertigung an einem Terminal in Duisburg – dann fahren wir nach Venlo.“ Die jüngsten geopolitischen Ereignisse haben gezeigt, wie wichtig zuverlässige Lieferketten und die dazugehörigen Dienstleistungen sind. Da drängt sich diese Frage einfach auf: Können es sich die Wirtschaftsnation Deutschland und das Industrieland Nordrhein-Westfalen gerade auch mit Blick auf die Umweltziele leisten, Dienstleistern wie der Köppen GmbH dauerhaft kaum Perspektiven zu bieten?
Christian Kleff
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