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Unternehmertage und -treffen, Seminare, Arbeitskreise, Business Breaks oder Netzwerkveranstaltungen – die nächsten Termine des Unternehmerverbandes sind hier aufgelistet.
Weiterlesen„Und? Haben Sie sich schon einen Wartelistenplatz im Altenheim Ihrer Wahl organisiert?“ Durchaus provokativ eröffnete Marvin Schell, Head of Business Development der STELLA VITALIS GmbH in Dinslaken, den Initiativkreis des Unternehmerverbandes Soziale Dienste und Bildung, der im März in Bottrop tagte. Der gelernte Intensivkrankenpfleger und studierte Pflegemanager stellt nämlich fest: „Ich bin seit ca. 15 Jahren in der Pflege unterwegs – es hat sich nichts verändert, das finde ich total erschreckend!“ Mit den 15 anwesenden Mitgliedern des Kreises – die Vielfalt der Sozialen Dienstleister waren mit Altenpflege, Menschen mit Behinderung, Bildung und Wohlfahrtsorganisationen anwesend – kam er in intensiven Austausch über die Zukunft der Pflege, den Reform(un)willen der Politik, den Bürokratie- und Abrechnungswahnsinn der Kassen und über die Ethik des Berufsstandes.
Eine enkeltaugliche Pflege erarbeitet sich STELLA VITALIS im Skills Lab – lesen Sie dazu auch das nebenstehende Interview. Das Pflegezimmer der Zukunft ist nicht nur farblich ansprechend und nicht stigmatisierend gestaltet, sondern vor allem technisch überraschend: Der Boden ist mit Sensoren ausgestattet, sodass Bewegungen und damit auch Stürze am Bildschirm visualisiert werden. „Tagsüber werden Stürze dann sofort erkannt und nachts muss die Fachkraft nicht alle Zimmer zeitraubend ablaufen und die Menschen damit teils auch im Schlaf stören“, schilderte Schell die Vorteile. Um solche technischen Neuerungen einzufügen, hapert es nach Ansicht der anderen Teilnehmenden nicht nur am Geld, sondern auch an der Veränderungsbereitschaft – sowohl in der Belegschaft als auch bei den Gästen. „Fachkräftemangel, Image der Pflege, Personal-Engpässe, Energiekosten, Corona… den richtigen Zeitpunkt, Veränderungen anzugehen, wird es nicht geben“, vermutet Schell.
Schells digitaler Ansatz ist vielfältig: Foto-Tagebücher aus den Einrichtungen auf Facebook und Instagram, um die Angehörigen auf dem Laufenden zu halten, oder digitale Spielgeräte wie Balance-Trainer oder Icho-Kugeln für die Gäste. Und für die Belegschaft z. B. IT-Programme für digitale Workshops und übergreifendes Projektmanagement, die App „Super-Nurse“, ein Wissensspiel, mit dem auch Pflichtfortbildungen zum Erlebnis werden, oder die App „Value“, um Beschäftigten für besonderen Einsatz oder herausragende Leistungen Punkte für Gutscheine im Rahmen des Steuerfreibetrags zukommen zu lassen.
Bei allen Teilnehmenden, das zeigte die Diskussion sehr eindrucksvoll, stehen vier Dinge im Fokus: das würdevolle Altern, die Personalnot, der notwendige Fortschritt in Prozessen und Organisation sowie die herausfordernde Zusammenarbeit mit den Kostenträgern. Elisabeth Schulte, Geschäftsführerin des Unternehmerverbandes Soziale Dienste und Bildung, resümierte: „Die Räumlichkeiten der SkillsLab sind sehr innovativ und kreativ. Hier wird deutlich, dass sich Stella Vitalis ernsthaft um Verbesserungen des Lebens im Alter wie auch Bedingungen für die Beschäftigten kümmert. Die Teilnehmer ließen sich für ihre Bereiche von Realität und Visionen anregen, das ein oder andere umzusetzen, wobei die Mitarbeiter mitgenommen und die Kosten refinanziert werden müssen.“
Stella Vitalis und Casa Mia sind private Anbieter für Dienstleistungen in der Altenhilfe mit insgesamt 25 ambulanten und stationären Einrichtungen. In Bottrop wurde ein „Skills Lab“ eingerichtet, in dem die gegenwärtige Technik einen Ausblick in die Zukunft der Pflege gibt und der Umgang erlernt werden kann.
[unternehmen!]: Was bedeutet Skills Lab – wörtlich zu übersetzen mit: Fähigkeiten-Labor – in Ihrem Fall rund um die Altenhilfe?
Marvin Schell: „Wir hatten nicht das Ziel, ein Skills Lab zu errichten. Mit viel Vertrauen seitens der Unternehmensführung haben wir unserem Idealismus Raum gegeben, ganzheitlich, hands-on und mit Leidenschaft über die Zukunft der Pflege nachzudenken. Angefangen hat es in einem Büro-Gebäude in Bottrop, das uns u. a. wegen seiner Nähe zur hiesigen Arbeitsagentur passend erschien. Eingerichtet haben wir dann sukzessive das Pflegezimmer von morgen, also räumlich ausgestattet wie auch mit Hilfsmitteln und digitalen Devices. Vor allem haben wir aber über Nahtstellen und ganzheitliche Konzepte nachgedacht.“
Warum sind die Nahtstellen für eine digitalere Pflege offenbar ein so großes Problem?
„Wenn man auf Pflegemessen unterwegs ist, findet man für jedes Pflegeproblem bereits eine Lösung wie z. B. eine digitale Trinktasse, die Trinkmengen automatisch dokumentiert und damit das lästige, fehleranfällige und händische Trinkprotokoll überflüssig macht. Oder die Krankenkassen: Sie fördern eine App für Sturzprophylaxe, die sich aus Sensoren am Rollator und Big Data speist. Eine super Sache! Aber bei beiden Beispielen fehlen in der Praxis die Nahtstellen in den Häusern, in eine einheitliche Technik – das ist dann leider nur immer eine Insellösung nach der anderen. Unser Gegenentwurf: Wir haben in jedem unserer Häuser einen Care Table. Der fahrbare Multitouch-Tisch vereint Spielekonsole, Videokonferenzen mit Angehörigen, Gottesdienst und allgemein Fernsehen, unseren Bestellservice ‚Bring-Liesel‘, Internet-Browser und noch viele Anwendungen mehr. So führen wir ganz niederschwellig die alten, teils kognitiv-eingeschränkten Menschen zu digitalen Angeboten hin bzw. unterhalten sie. Was wir im Skills Lab aber jetzt geschafft haben, nenne ich gelungenen Theorie-Praxis-Transfer in der Pflege: Wir haben auf dem Care Table die Inkontinenz-Sprechstunde integriert, also es kann eine Beratung per Videosprechstunde gewährleistet werden. Alles auf einem Gerät, in einer ‚gelernten‘ Umgebung – so geht Zukunft. Und: Das entlastet den Inkontinenz-Versorgungsprozess enorm.“
Wen wollen Sie im Skills Lab ansprechen?
Wir schulen unsere eigenen Azubis, wie hier auch Schulungen für die notwendigen Praxis-Anleitungen stattfinden. Zusätzlich wollen wir ‚wettbewerbsübergreifend‘ ortsansässige Pflegedienste – ambulant und stationär – ansprechen. So nach dem Motto: Wir sitzen alle im gleichen Boot, wir haben hier Lösungen, von denen wir alle profitieren. Außerdem ist das hier auch eine Tagungslocation, die man extern mieten kann. Und nicht zuletzt lade ich alle Vertreter von Kranken- und Pflegekassen hierher ein, um die Vorteile digitaler Lösungen in der Pflege zu erleben. Ich sag immer: Machen. Weniger reden und an Fehlern Freude haben.
Autorin: Jennifer Middelkamp
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