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WeiterlesenFachkräfte dringend gesucht – das zieht sich durch alle Branchen. Und gerade, wenn besonderes Fachwissen wie beim Schiffbau gefragt ist. Der Neue Ruhrorter Schiffswerft GmbH (NRSW) in Duisburg-Untermeiderich fehlte der spezialisierte Nachwuchs. „Wir haben lange Zeit nur im Bereich Konstruktionsmechanik ausgebildet. Doch den Azubis fehlte das Spezialwissen. Wer im Schiffbau tätig ist, muss nämlich vor allem ‚rund‘ zeichnen können – wenn man z. B. an den Schiffsrumpf denkt. Das ist in der Konstruktionsmechanik anders: Dort geht es nur um gerade Flächen und Kanten“, erläutert Belgin Elmas, Personalsachbearbeiterin bei der Neue Ruhrorter Schiffswerft GmbH.
Doch der Ausbildungsberuf zum Schiffbauer wurde deutschlandweit an keinem Berufskolleg mehr unterrichtet. Kein Grund für Elmas, den Kopf in den Sand zu stecken. Sie setzte sich mit dem Schiffer-Berufskolleg RHEIN in Duisburg in Verbindung und stieß auf offene Ohren. „Bei uns sind drei studierte Schiffbauer an der Schule tätig, die auch unsere Bootsbauer unterrichten“, erklärt die stellvertretende Schulleiterin Angelika Voit. „Duisburg, der Hafen und die Binnenschifffahrt gehören eng zusammen. Da ist es naheliegend, dass die Berufsgruppe der Schiffbauer, Bootsbauer sowie Binnenschiffer und der Fachkräfte für Hafenlogistik mit ihren speziellen Anforderungen auch in Duisburg ihre Bildungsheimat hat.“ Die NRSW nahm zusätzlich Kontakt zur Niederrheinischen Handwerkskammer Düsseldorf und Industrie- und Handelskammer Duisburg-Essen-Kleve zu Duisburg auf – mit Erfolg. Gut vier Jahre nach dem ersten Kontakt zum Berufskolleg werden sechs junge Leute im dritten, zweiten und ersten Lehrjahr im Bereich Schiffbau am Schiffer-Berufskolleg RHEIN in Duisburg-Homberg ausgebildet.
Gemeinsam mit anderen Auszubildenden aus ganz Deutschland werden sie in zwei Klassen – immer zwei Jahrgänge zusammen – im Blockunterricht unterrichtet. „Anders als andere Berufsgruppen können die Schülerinnen und Schüler unserer Bildungsgänge im Rahmen der dualen Ausbildung nicht einmal pro Woche zum Berufsschulunterricht gehen, da die Entfernung zwischen Ausbildungsstelle und Schule meist sehr weit ist, Binnenschiffe sind in ganz Europa unterwegs, und auch zahlreiche Häfen und Werften liegen nicht im Umkreis von Duisburg“, erläutert die stellvertretende Schulleiterin. Die Ausbildung zum Boots- oder Schiffbauer dauert insgesamt dreieinhalb Jahre – und wer sie absolviert hat, kann direkt bei der NRSW anfangen. „Die Auszubildenden haben großes Glück in Duisburg. Diese Bündelung von Berufsschule und Ausbildungsbetrieb im Schiffbau unmittelbar ‚vor Ort‘ ist in Deutschland einmalig“, ergänzt Marcus Hoffmann, Schulleiter des Schiffer-Berufskollegs RHEIN.
Das gab er auch den Neuntklässlerinnen und Neuntklässlern der Erich Kästner Gesamtschule mit auf den Weg, die die NRSW im Rahmen einer Projektwoche besichtigten und sich über Ausbildungsberufe informierten. Schiffbaumeister Uwe
Vermöhlen, der eigentlich schon im Ruhestand ist, aber aus Leidenschaft immer noch unterstützend bei der NRSW tätig, erläuterte ihnen, was vor Ort zu den täglichen Arbeiten gehört: „Wir können Schiffe mit bis zu 1.400 Tonnen Gewicht aus dem Wasser ziehen, um sie an Land zu reparieren“, so Vermöhlen. Man repariere aber auch Schiffe über 1.400 Tonnen Gewicht. Diese allerdings nur oberhalb der Wasseroberfläche. Meist seien es Binnenschiffe, die Güter transportieren, selten
eine Yacht.
In der Lehrwerkstatt des Unternehmens, das insgesamt knapp 100 Beschäftigte hat, werden Platten, Profile und auch viele andere Teile gefertigt, die zum Schiffbau benötigt werden. Große Teile, bis zu rund 30 Tonnen, werden mit Kränen aus
den riesigen Hallen hinausbefördert und draußen zusammengesetzt. Beim Rundgang staunten die Neuntklässlerinnen und Neuntklässler über die riesigen Dimensionen. Auf einem Schiff waren sie bisher nur im Urlaub. Und dass in einer Werft praktisch direkt vor ihrer Haustür riesige Schiffe gefertigt und repariert werden, war den meisten unbekannt. „Bewerbt euch gerne um ein Praktikum, um den Berufsalltag des Schiffbauers noch einmal intensiver kennenzulernen“, ermunterte Belgin Elmas die jungen Leute.
Geraldine Klan
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