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Weiterlesen[uv]magazin: Was steckt hinter der „Formula Student“?
Jan Korte: „Die Formula Student ist ein internationaler Konstruktionswettbewerb, bei dem Studierende aus verschiedenen Fachrichtungen in intensiver und im besten Sinne interdisziplinärer Teamarbeit einen Formelrennwagen entwickeln, fertigen und vermarkten.“
[uv]magazin: Also gibt es einen Rennwagen aus Mülheim an der Ruhr?
Jan Korte: „Das HRW-Team ist seit 2014 mit dabei, inzwischen mit der fünften Fahrzeug-Generation. Dabei gewinnt nicht das schnellste Auto, sondern das beste Team. Punkte bringen auch Engineering, Kosten und Businessplan; die Zukunft gehört Boliden mit autonomer Steuerung. Die Wettbewerbe sind international und die Konkurrenz mit vielen renommierten, technischen Unis groß. Wir sind total stolz, dass wir mit dem Fahrzeug der dritten Generation schonmal gewonnen haben und mehrfach sehr gut abgeschnitten haben.“
[uv]magazin: Und was geht auch schonmal schief?
Jan Korte: „Die letzten Nächte vor den Events sind meist mit Nachtschichten verbunden: Mal fährt das Auto erst gar nicht los oder es gehen Bauteile bei den Testfahrten kaputt. Dann heißt es schnell zu handeln, um das Gewicht möglichst nah an das technische Minimum heranzubringen. Wir sind total dankbar, dass wir bei meinem Arbeitgeber, der Siemens Energy im Rhein-Ruhr-Hafen, den Parkplatz an Wochenenden für die letzten Testfahrten nutzen dürfen.“
Im Cockpit auf der Rennstrecke, mit Schraubendreher und Computerchip in der Werkstatt oder im Büro am PC, über Zahlen gebeugt oder auf Social-Media-Kanälen unterwegs: Echte Fähigkeiten für die Arbeitswelt bauen 30 Studierende der Hochschule Ruhr West (HRW) beim Projekt „e-motion racing HRW“ aus. Wir haben mit dessen COO, dem 21-jährigen Jan Korte, gesprochen.
[uv]magazin: Einkauf, Konstruktion, Marketing, Eventplanung… ist bei Ihnen alles wie im echten Berufsleben organsiert?
Jan Korte: „Wir sind ein kleines Unternehmen mit dem Unterschied, dass wir das als Hobby machen, also es werden keine Gehälter ausgezahlt. Wir brauchen aber natürlich Geld, um Bauteile, Bleche und Stahl als Rohmaterial zu kaufen, Arbeitsplätze einzurichten oder z. B. Flyer zu drucken. Dazu haben wir Sponsoren, deren Logo wir dann auf das Auto und die Team-Bekleidung drucken. Man kann aber auch Produkte geben, wir haben z. B. Spender von Sicherheitsgurten oder Elektrokabeln, wie auch Dienstleistungen wie Schweißen. Derzeit suchen wir Unterstützung bei der Fertigung, also Fräsen und Drehen von komplexen Bauteilen.“
[uv]magazin: Das alles in der Freizeit! Das klingt nach einem extrem motivierten Team…
Jan Korte: „Absolut. Die, die hier mitmachen, sind die besten und motiviertesten an der Hochschule. Hier bekommen die Unternehmen quasi Fachkräfte auf dem Silbertablett präsentiert – ob als Werksstudent oder für Bachelor- und Masterarbeit, Praxissemester und Berufseinstieg. Die Formula Student bringt uns schon während des Studiums ganz nah an das Arbeitsleben heran – ein Zahnrad im Rennwagen ist einfach 1.000 Mal interessanter als nur als Modell im CAD-Programm. An der HRW werden unternehmerisches Denken und Handeln im Studium gefördert. Das Rennteam ist eine Möglichkeit diese Fähigkeiten zu vertiefen.“
[uv]magazin: Ebenfalls keine graue Theorie ist Ihr Duales Studium, das Sie an der Hochschule Ruhr-West und bei Siemens Energy in Mülheim an der Ruhr absolvieren. Wie läuft es?
Jan Korte: „Ich bin im 5. Semester und habe in einem ersten Schritt hoffentlich bald meinen IHK-Abschluss der Dualen Berufsausbildung zum ‚Technischen Produktdesigner“ in der Tasche. Dann steht das Maschinenbaustudium im Vordergrund, meine Bachelor-Arbeit möchte ich natürlich bei Siemens Energy schreiben. Eingesetzt bin ich hier im Service Engineering für Gasturbinen. Unsere Servicetechniker sind weltweit in Kraftwerken im Einsatz, um Wartungen und Modernisierungen durchzuführen. Mit ihnen tauschen wir uns aus und entwickeln maßgeschneiderte Lösungen für das jeweilige Projekt.“
[uv]magazin: Was ist der größte Vorteil eines Duales Studiums?
Jan Korte: „Ich arbeite seit Beginn der Ausbildung und des Studiums im echten Berufsleben und in einem echten Team mit. Man merkt einfach, wenn man praktisch im Arbeitsleben steht und nicht erst nach einem reinen Studium hierherkommt. Gerade in technischen Berufen würde ich Jedem eher ein Duales Studium empfehlen. On the job ist man einfach schon ein bisschen ‚abgebrühter‘.“ Dazu trägt das Formula Student-Projekt auf jeden Fall auch bei.“
Das Interview führte Jennifer Middelkamp.
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