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Weiterlesen[unternehmen!]: Fachkräfte durch Familienfreundlichkeit finden und binden – eine Idealvorstellung im umkämpften Bewerber-Markt. Wie gelingt dies bei Lenord+Bauer?
Dr. Rudo Grimm: „Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie hat bei Lenord+Bauer seit vielen Jahren hohe Priorität. Unsere Beschäftigten können Arbeitszeitmodelle nutzen, die ihre private Situation berücksichtigen. Sie haben die Freiheit, ihre tägliche Arbeitszeit zwischen 5 und 22 Uhr selbst zu bestimmen. Zudem bieten wir ein großzügiges Gleitzeitkonto, auf dem eine hohe Anzahl von Minus- bzw. Plus-Stunden gesammelt werden kann, um familiären Bedürfnissen gerecht zu werden.“
Das bietet den Beschäftigten ja wirklich sehr große Freiräume, ihre Arbeitszeit zu gestalten…
Dr. Matthias Lenord: … die auch gerne genutzt werden: So synchronisieren einige Mitarbeiter ihre Arbeitszeiten mit denen ihres Partners. Eine Mitarbeiterin startet z. B. täglich morgens um fünf wie ihr Ehemann, der in einem anderen Unternehmen in der Frühschicht arbeitet. Oder Mitarbeiter nutzen eine ausgedehnte Mittagspause, um für jüngere Kinder da zu sein und komplettieren ihre Stunden dann gegen Abend. Wir sehen Familienfreundlichkeit hier als Geben und Nehmen – das ist unsere Philosophie.
Apropos: Geben und Nehmen. Wie passt so viel Flexibilität auf Seiten der Beschäftigten zu betrieblichen Spitzen, die ja auch abgedeckt werden müssen.
Dr. Rudo Grimm: „Betriebliche Belange haben Vorrang – aber wir versuchen, vieles möglich zu machen und uns kollegial in den Abteilungen zu organisieren, damit die Wünsche erfüllt werden können.“
Welche weiteren Maßnahmen setzen Sie um?
Dr. Rudo Grimm: „Während der Corona-Pandemie haben wir die Voraussetzungen geschaffen, dass alle Mitarbeiter mit Büroarbeitsplatz auch im Home-Office arbeiten können. Zudem bieten wir Wochenstundenmodelle mit 34, 37 oder 40 Stunden sowie individuelle Teilzeitvereinbarungen an, die den unterschiedlichen Lebenssituationen unserer Mitarbeiter gerecht werden. Ein weiteres Angebot ist ein bis zu dreimonatiges Sabbatical für eine individuelle Auszeit. Um das positive Betriebsklima zu stärken, organisieren wir zudem regelmäßige Betriebsfeste und nehmen z.B. gemeinsam an Firmenläufen teil.“
Welche Maßnahmen sind bei Ihrer Belegschaft besonders gefragt?
Dr. Matthias Lenord: „Gleit- und Teilzeit, Telearbeit, Jobrad, Einkaufsvorteile über die Plattform „Corporate Benefits“… die Liste könnte ich noch ein ganzes Stück verlängern. Wir berücksichtigen zudem auch besondere familiäre Situationen: Anders als der Gesetzgeber stellen wir beim Sonderurlaub die Adoption eines Kindes der Geburt eines leiblichen Kindes gleich. Oder nehmen Sie die Schulferienzeiten: In der Regel dürfen bei uns ein bis zwei Tage in der Woche zu Hause gearbeitet werden, in den Ferien aber auch schon mal mehr, sofern es betrieblich möglich ist.“
An ihrem Standort in Gladbeck befindet sich die Produktion, dort arbeiten 150 Beschäftigte. Wie flexibel ist die Arbeit im produzierenden Bereich?
Dr. Rudo Grimm: „Auch für unser Produktionsteam gelten selbstverständlich Gleitzeitkonten, Sonderurlaub und Co., aber Homeoffice ist natürlich nicht möglich – die Werkbank kann man einfach nicht zu Hause aufstellen. Aber wie das ‚Geben und Nehmen‘ auch hier funktioniert, zeigt dieses Beispiel: Bei hoher Auslastung gibt es für einige wenige Beschäftigte auch eine Spätschicht. Auf ihren Wunsch wurde nun eine Vier-Tage-Woche eingeführt, sodass freitags keine Spätschicht stattfinden muss.“
Der nun am Arbeitsmarkt ankommenden Generation Z sagt man nach, sie lege besonders viel Wert auf die Work-Life-Balance. Stellen Sie fest, dass Bewerberinnen und Bewerber besonders nach familienfreundlichen Angeboten nachfragen und auch ihre Zusage davon abhängig machen?
Dr. Rudo Grimm: „Ja, Bewerber und Bewerberinnen thematisieren zunehmend die Work-Life-Balance. Dies lässt sich im Rahmen sämtlicher Rekrutierungsmaßnahmen erkennen und ist aus unserer Sicht kein explizites Phänomen der Generation Z.“
Wenn man Familienfreundlichkeit weiter interpretiert, gehören auch soziale Aspekte dazu. Welche sind Ihnen wichtig?
Dr. Matthias Lenord: „Wir engagieren uns in Einzelprojekten, wie z. B. der gemeinschaftlichen Anlage einer Insektenwiese an unserem Firmensitz in Oberhausen. Die Förderung von Familien und soziales Engagement sind uns aber nicht nur in unserem direkten Umfeld wichtig. Wir unterstützen derzeit Schulprojekte in Afrika. In Tansania haben wir Patenschaften übernommen und zudem die Erweiterung eines Schulkomplexes finanziert. Dank eines neuen Schlafsaals ermöglichen wir nun 200 Mädchen den Schulbesuch. Und in Ghana haben wir einen Schulneubau unterstützt, um Straßenkindern eine Perspektive zu bieten.“
Wirkt sich dieses umfassende Engagement positiv auf die Unternehmensentwicklung aus?
Dr. Matthias Lenord: „Absolut! Unser Unternehmen zeichnet sich durch langjährig bei uns tätige und extrem motivierte Mitarbeiter aus, es herrscht ein starkes Teamgefühl. Die Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie unser soziales Engagement schaffen eine positive Unternehmenskultur, in der sich die Mitarbeiter geschätzt und unterstützt fühlen.“
Mit diesem riesigen Blumenstrauß an Maßnahmen haben sich beim Wettbewerb „Vorbildlich familienfreundliches Unternehmen in Oberhausen“ beworben. Leider ist Lenord+Bauer nicht zum Sieger gekürt worden. Würden Sie trotzdem wieder mitmachen?
Dr. Rudo Grimm: „Mit der Bewerbung haben wir uns sehr bewusst und gebündelt vor Augen führen können, wie viel wir hier anbieten. Wir sind zudem in wertvollen Austausch mit anderen Arbeitgebern aus Oberhausen gekommen. Das hat haben wir direkt in einem konkreten Event gebündelt: Im Sommer haben wir uns mit vier Unternehmen zusammengetan und uns vor Ort einen Tag lang als familienfreundliche Arbeitgeber aus Königshardt präsentiert. Wir sind hier verwurzelt und wollen hier Arbeitsplätze halten.“
Das Interview führte Jennifer Middelkamp, erschienen in der Ausgabe 2/2023 im November 2023
Seit der Geburt Ihrer Tochter vor drei Jahren arbeiten Sie in Teilzeit. Familienzeit ist bei Ihnen also kein Karriereknick?
Tim Dobnik: „Seit der Geburt, auch während der einjährigen Elternzeit meiner Frau, arbeite ich 24 Wochenstunden in Teilzeit. Zunächst an drei ganzen Tage die Woche. Inzwischen arbeiten meine Frau und ich beide halbtags von montags bis freitags. Es war wichtig, ein Konzept zu finden, das alle zufriedenstellt. Sowohl meine Frau und mich, als auch ihren Arbeitgeber und Lenord+Bauer. Ein Karriereknick hat sich nicht ergeben, ich werde kontinuierlich bestärkt. Nach wie vor leite ich die Abteilung Qualitätswesen mit sechs und das Labor mit vier Mitarbeitern.“
Was musste sich organisatorisch in Ihrer Abteilung verändern, damit Führung in Teilzeit gelingt?
Tim Dobnik: „Im ersten Jahr war ich auch an meinen freien Tagen telefonisch für mein Team erreichbar. Denn ich habe die meisten meiner Aufgaben abgegeben, das spielt sich natürlich nicht von heute auf morgen ein. Mein Tätigkeitsfokus liegt nun rein auf der Mitarbeiterführung und -entwicklung. Für meine Mitarbeiter bedeutete die Umverteilung der Aufgaben eine echte Chance. Es gibt kein unnötiges Mikromanagement mehr. Alle tragen nun mehr Verantwortung, die Themen verteilen sich auf mehrere Schultern.“
Wie sieht Ihre persönliche „Gewinn- und Verlustrechnung“ als teilzeitbeschäftigter Vater aus?
Tim Dobnik: „Mein größter Gewinn ist es, aktiv meinen Anteil an der Betreuung meiner Tochter beizutragen und sie nicht nur ‚aus der Ferne aufwachsen zu sehen‘. Es kann nicht sein, dass der ‚Mental Load‘ immer komplett bei den Müttern liegt. Ich bedaure die Väter, deren Arbeitgeber nicht offen für ungewöhnliche Modelle sind. Mein Fazit: Wenn man es den Vätern nicht ermöglicht, mitzuspielen, hindert das die Frauen definitiv an der Erreichung ihrer Karriereziele. Möchte die deutsche Wirtschaft mehr Frauen in qualifizierten Positionen haben, dann muss sie die Männer in Teilzeit schicken.
Die Fragen stellte Jennifer Middelkamp
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