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WeiterlesenLebenshilfe NRW als Landesverband der 76 Orts- und Kreisvereinigungen / Über 1.200 Mitarbeiter im Haupt- und Ehrenamt / Wohnen, Lehren, Lernen und Beschäftigen
Bundesteilhabe- und Pflegeberufegesetz, Opferfonds, Landesbauordnungen, Inklusionsstärkungsgesetz, Barrierefreiheit – so vielfältig die Themen, so vielfältig auch die Betroffenen: Menschen mit Behinderung und ihre Familien, Wohn- und Beschäftigungseinrichtungen, Integrationsbetriebe, Gesellschaft, Politik, Medien… „Menschen mit Behinderungen haben wenig Lobby, sie finden nicht in dem Maße Gehör, wie es für eine selbstverständliche Teilhabe in der Gesellschaft notwendig wäre“, findet Uwe Schummer. Der Bundestagsabgeordnete aus dem Kreis Viersen ist Vorsitzender des Lebenshilfe Nordrhein-Westfalen e.V. und Beauftragter der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für Menschen mit Behinderungen. Weil aus seiner Sicht viel über Menschen mit Behinderung in der Politik gesprochen werde, sehr viel seltener aber mit ihnen, hat sich der Landesverband der 76 Orts- und Kreisvereinigungen der NRW-Lebenshilfen verstärkt auf die Fahnen geschrieben, die Anliegen von Menschen mit Behinderungen politisch und öffentlich hörbar zu machen.
Eine stärker wahrnehmbare Stimme, die sich an die Landes- und Bundespolitik wendet, erhält die Lebenshilfe NRW von ihrer neuer Spitze im Haupt- und Ehrenamt: Herbert Frings ist seit einem Jahr der Landesgeschäftsführer und war zuvor bei der der Lebenshilfe Aachen e.V. tätig, und eben Schummer, der neuer ehrenamtlicher Landesvorsitzender ist. „Wir freuen uns über diesen fachkundigen und einflussreichen Mitstreiter in unserer Lebenshilfe“, sagt Frings. Gleiches gelte für die anderen sechs Mitglieder im ehrenamtlichen Vorstand, die auf weiteren politischen Ebenen aktiv werden, etwa Andrea Asch, die im Düsseldorfer Landtag Abgeordnete für Bündnis 90/ Die Grünen ist.
Ein Beispiel für die Lobbyarbeit ist das Pflegeberufegesetz. Hier plant die Bundesregierung derzeit, drei Berufsfelder zu einem zu verschmelzen – zu Ungunsten der Lebenshilfe, die dann nicht wie bisher ausbilden dürfte. „Dabei benötigen Menschen mit Behinderungen zunehmend auch Altenpflege, weil sie immer besser versorgt und damit auch älter werden“, erläutert Monika Oncken, stellvertretende Geschäftsführerin der Lebenshilfe NRW. Aus der Erfahrung von fast drei Jahrzehnten im Lebenshilfe-Geschäft weiß sie: „Obwohl Einrichtungen für Behinderte somit den Bedarf haben und als Ausbildungsstätte an sich gut wären, darf hier nicht ausgebildet werden.“
Zweites Beispiel ist der Anspruch der Lebenshilfe, selbstverwaltend mitzuwirken anstatt zuzuschauen. So wird der Austausch mit dem LVR gepflegt, es gibt einen Inklusionsausschuss und derzeit wird ein Parlamentarischer Abend im Landtag organisiert, bei dem Menschen mit Behinderung zum Schwerpunkt „Arbeit“ mit den Politikern ins Gespräch kommen sollen. Und noch ein drittes Beispiel: Vorzeitig wirkt die Lebenshilfe auch in Sachen Bundesteilhabegesetz ein, dessen Referentenentwurf Ende dieses Jahres kommt. Ein Ziel: Menschen mit Behinderungen sollen eine höhere Einkommensgrenze erhalten. „Es muss möglich sein, Vermögen anzusparen“, so Uwe Schummer. „Ein Harz-IV-Empfänger darf 9.000 Euro ansparen, ein Mensch mit Behinderung lediglich 2.600 Euro.“
In die richtige Richtung geht nach Meinung von Herbert Frings das Ziel der Bundesregierung, den inklusiven Arbeitsmarkt zu stärken und schon lange vorhandene Instrumente besser bekannt zu machen. So soll der Übergang von der Werkstatt für behinderte Menschen in den allgemeinen Arbeitsmarkt verbessert werden, etwa durch betriebsintegrierte Arbeitsplätze und entsprechendes Know-how in den Jobcentern. „Wir begrüßen, dass auch finanzielle Mittel der Ausgleichsabgabe für Integrationsunternehmen fließen sollen. So gewöhnen sich die Menschen mit Behinderungen an die Belastungen des Arbeitslebens. Und die Betreuer sehen, was sie leisten können und wie ein Übergang in den 1. Arbeitsmarkt gelingen kann“, so der Landesgeschäftsführer.
752 hauptamtliche und 458 nebenberuflich und ehrenamtlich tätige Mitarbeiter, ein Jahresbudget von mehreren Millionen Euro – alleine diese Zahlen zeigen die Bedeutung der Lebenshilfe NRW, die ihren Hauptsitz in Hürth hat. Mehr als 50 Jahre lang schon ist sie Eltern-, Träger, Fach- und Selbsthilfeverband sowie Gesellschafter von sechs gemeinnützigen GmbHs. „Unser originärer Auftrag als Selbsthilfeorganisation ist es, zu beraten und zu unterstützen. Da verdient man kein Geld“, erläutert Monika Oncken. Der Spagat zwischen diesem sozialen Auftrag und den wirtschaftlichen Zwängen ist manchmal schwer. Profitable Geschäftsbereiche könne man nicht unendlich ausweiten, man müsse, wie der Name schon sage, im Leben helfen, ohne zunächst zu fragen, wer die Kosten trägt. „Wir finanzieren uns aus Beiträgen unserer Orts- und Kreisvereinigungen, der Behindertenhilfe, aber vor allem aus den Leistungsentgelten der Landschaftsverbände Rheinland und Westfalen-Lippe, Krankenkassen, Pflegeversicherung, Kommunen<s> </s>und Stiftungen wie der Aktion Mensch oder Stiftung Wohlfahrtspflege.“ Hinzu kämen Spenden, andere Fördertöpfe und eben Menschen, die sich finanziell und mit Tatkraft ehrenamtlich einbringen.
Die Lebenshilfe NRW ist Dachverband der 76 Orts- und Kreisvereinigungen in NRW, die vor Ort beraten und Einrichtungen betreiben, etwa Wohnen, Arbeiten, Kindertagesstätten oder Offene Hilfen. Die Geschäftsbereiche des Landesverbands lassen sich auf die Formel „Wohnen, Lehren / Lernen und Beschäftigen“ bringen. In den beiden gGmbHs Wohnen und Wohnverbund werden in 13 Häusern knapp 300 Bewohner in unterschiedlichsten Wohnformen betreut. Auch das Aus-, Fort- und Weiterbildungsangebot der Lebenshilfe NRW ist vielfältig, wie Philipp Peters, Pressesprecher der Lebenshilfe, erläutert: „Die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter können sich hier fort- und weiterbilden.“ Wie diese sind auch die weiteren Angebote offen für jeden Interessierten: Neben der Weiterbildung zur geprüften Fachkraft zur Arbeits- und Berufsförderung in der Werkstatt für behinderte Menschen gibt es am eigenen Berufskolleg auch staatlich geprüfte Abschlüsse zu Sozialassistenten bzw. Heilerziehungspflegern. Ein gesondertes Weiterbildungsprogramm richtet sich an Menschen mit Behinderung und ist in „Leichter Sprache“ geschrieben. Die Themen drehen sich um Alltagskompetenzen wie Kochen, Computer und Umgang mit Geld sowie die Bereiche Gesundheit, Partnerschaft, Kultur, Politik und Gesellschaft. Jedes Jahr legt die Lebenshilfe NRW zudem ein umfangreiches Freizeit- und Reise-Programm auf. Und nicht zuletzt in der Service gGmbH der Lebenshilfe gibt es Integrationsunternehmen, in denen Menschen mit Behinderungen unterschiedlichste Einsatzgebiete haben: Hausmeistertätigkeiten, Gartenarbeit, Malerarbeiten und Servicedienstleistungen.
Mit den vielen Angeboten sehen sich Schummer, Frings und Oncken für die Zukunft gut aufgestellt: „Die Lebenshilfe wird es auch in 100 Jahren noch geben. Entscheidend wird sein, die derzeitigen Errungenschaften zu behalten und keine Rückschritte zu machen: Das Gemeinwesen regelt sich nicht von selbst.“ Oncken stört, dass der Begriff „Inklusion“ derzeit fast nur auf das Thema Schule beschränkt werde: „Inklusion muss ganzheitlich, auf die gesamte Gesellschaft bezogen, gesehen werden. Inklusion betrifft für mich beispielsweise auch Flüchtlinge und Migranten. Wir dürfen erst gar nicht aussondern und Sondersituationen schaffen. Inklusion ist ein ebenso umfassendes wie visionäres Thema.“
Jennifer Middelkamp
Infos
Lebenshilfe Nordrhein-Westfalen e.V.
Landesverband Abtstraße 21
50354 Hürth
02233 93245-0
www.lebenshilfe-nrw.de
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