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WeiterlesenEWIBO GmbH qualifiziert, berät und entwickelt / 260 Mitarbeiter in Bocholt / Neubau am Europa-Haus
Der Unternehmensgegenstand der EWIBO Entwicklungs- u. Betriebsgesellschaft der Stadt Bocholt mbH ist schnell auf den Punkt gebracht: „Soziale Teilhabe organisieren“, sagt Berthold Klein-Schmeink, Geschäftsführer der gemeinnützigen städtischen Tochter-Gesellschaft. Doch hinter diesem Kern verbergen sich diverse Geschäftsfelder und Aufgaben. „Wenn wir über Teilhabe reden, betrachten wir viele Lebensbereiche“, erläutert Klein-Schmeink, „wir engagieren uns in den Themenfeldern Wohnen, Arbeiten, Lernen und Mobilität“.
Ein aktuelles Beispiel macht dies gerade sehr deutlich: geflüchtete Menschen, die nach Bocholt kommen. Während es zunächst primär um das Unterbringen und Versorgen gegangen sei, kümmere sich die EWIBO heute um dezentrales Wohnen in den Stadtquartieren, Förderung von Spracherwerb, Integration in den Arbeitsmarkt und die interkulturelle Begegnung. Am Beispiel der Integration von geflüchteten Menschen wird auch die interdisziplinäre und vernetzende Arbeitsweise der EWIBO über Ressortgrenzen hinweg deutlich. Hier gibt es unzählige öffentliche und zivilgesellschaftliche Akteure sowie rechtliche Zuständigkeiten: Ausländeramt, Bundesagentur für Arbeit, jobcenter, Schulamt, Jugendhilfe, Ordnungsbehörde… die Liste ist damit noch längst nicht vollständig. „Wir wollen alle Fäden in einer Hand zusammenlaufen lassen. Unsere Perspektive ist die Teilhabe der geflüchteten Menschen an unserem Leben, unserer Arbeit, unserer Stadt“, verdeutlicht Klein-Schmeink. Um dieses Ziel zu erreichen wurde in Bocholt ein Integrationskonzept erarbeitet. In seiner Umsetzung kooperiert die EWIBO mit vielen lokalen Akteuren, die sich für die Integration von geflüchteten Menschen einsetzen.
100-prozentige Tochter der Stadt Bocholt
Die EWIBO GmbH ist eine einhundertprozentige Tochter der Stadt Bocholt und wurde 1984 zunächst als Wirtschaftsförderungsgesellschaft gegründet. 1994 wandte sie sich dann einem neuen Geschäftsfeld zu: Der Beschäftigungs- und Qualifizierungsförderung. „Heute versteht sich die EWIBO als kommunaler Dienstleister für die soziale Infrastruktur“, fasst Klein-Schmeink zusammen. 260 Mitarbeiter arbeiten für die städtische Gesellschaft. Die Belegschaft weißt bezüglich Erwerbs- und Bildungsbiographie eine bunte Mischung auf: Akademiker und Fachkräfte betreuen z. B. Menschen in Beschäftigungsmaßnahmen, Geflüchtete lernen den deutschen Arbeitsmarkt kennen, Bundesfreiwillige engagieren sich für die Gesellschaft und Menschen mit Behinderung arbeiten u.a. in einer Integrationsabteilung. „Es ist ein wesentlicher Baustein unserer Arbeit, dass wir den Menschen, die wir beraten und begleiten, auch selbst eine Perspektive bieten“, betont Klein-Schmeink, der von Haus aus Sozialarbeiter ist und 1996 zur EWIBO kam, seit 2011 als deren Geschäftsführer. Finanziert wird die Arbeit der EWIBO nicht nur aus Mitteln der Stadt, sondern auch durch Zuschüsse vom Land, etwa für die Beratung „Bildungs-Scheck“, oder durch Umsätze der gGmbH, etwa den Betrieb einer Mensa für Schüler, die Mithilfe bei Verbesserungen des Stadtbilds oder die Schuldner- und Insolvenzberatung der Stadt Bocholt.
Arbeit
Wesentlicher Auftrag der EWIBO ist die soziale Teilhabe durch Arbeit zu organisieren – wobei sich das Angebot nicht nur an Arbeitslose richtet. „Wir beraten auch Arbeitnehmer, wie sie durch Weiterbildung ihre Beschäftigungsfähigkeit erhalten können, oder Migranten, wie sie ihre beruflichen Kenntnisse hierzulande anerkennen lassen können“, so Klein-Schmeink. Als Dienstleister für jobcenter und Arbeitsagentur führt die EWIBO aber auch Qualifizierungs- und Beschäftigungsmaßnahmen selbst durch – ihr Europa-Haus in Bocholt bietet dafür die passenden Seminarräume. Zudem fördert die EWIBO-Integrationsabteilung, dass Menschen mit und ohne Behinderung zusammenarbeiten. Ein Auftrag ist etwa, die Akten der Stadt Bocholt zu digitalisieren oder eine städtische Tiefgarage zu bewirtschaften. „Hier müssen wir einen Spagat hinlegen, denn der Betrieb einer Tiefgarage ist natürlich nicht unser eigentlicher Unternehmenszweck. Aber es ist eine Dienstleistung für unsere Mutter, die Stadt, und sie ist ein sinnvolles Beschäftigungsfeld für Menschen mit Behinderung.“
Wohnen
Teilhabe organisiert die EWIBO auch über das Wohnen – Ziel ist die Schaffung und die Bewirtschaftung von ausreichend bezahlbarem und barrierefreiem Wohnraum für Studierende, Familien, Singles und Senioren, wie Christoph Hollmann, Leiter des Büros der Geschäftsführung, erläutert. Deshalb ist die EWIBO seit 2015 auch als Wohnungsbaugesellschaft aktiv. In einem ersten Schritt wurden 200 Wohnungen der ehemaligen GAGFAH (heute: Vonovia) übernommen, aktuell bewirtschaftet die EWIBO rund 240 Wohnungen. „Es ging beim Kauf nicht nur um bezahlbaren Wohnraum, sondern auch um das Vermeiden einer Ghettoisierung“, so Klein-Schmeink. Die Aktivitäten im Bereich Wohnen werden daher eng mit den Maßnahmen der kommunalen Quartiersentwicklung verzahnt. So auch auf dem Gelände der ehemaligen Stadtgärtnerei am Heutingsweg, dieses zählt zum Quartier „Friedhofssiedlung“. Die EWIBO wird dort eine neue Wohnanlage mit rund 80 Wohneinheiten errichten. Es entstehen auch verschiedene Funktionen für das gesamte Quartier, z.B. ein Quartierszentrum mit Räumlichkeiten für nachbarschaftliche Aktivitäten, eine Kindertageseinrichtung und Angebote betreuten Wohnens. Im Zentrum der Anlage entsteht ein Quartiersplatz, der allen Bewohnern der „Friedhofssiedlung“ als Treffpunkt dienen soll.
Für ihre vielfältigen Aufgaben kooperiert die EWIBO mit verschiedensten Akteuren in Bocholt und der Region. Besonders eng ist die Kooperation mit den Vereinen Jugendhilfe und soziale Integration (jusina) e.V. sowie Leben im Alter (L-i-A) e.V. und mit der Personal und Service Agentur Bocholt-Borken (PSA) GmbH. Als Umsetzungspartner wirkt die EWIBO zudem an Forschungs- und Entwicklungsprojekten mit. Gemeinsam mit der Westfälischen Hochschule und weiteren Partnern wurden z. B. Modellprojekte zur Gestaltung alternsgerechter Arbeitsbedingungen im Industriepark Bocholt oder zur Quernutzung von digitalen Stromverbrauchsdaten (Smart Metering) in Form hybrider Geschäftsmodelle entwickelt und erprobt.
Europa-Haus „Ort des Fortschritts“
Die EWIBO hat momentan noch mehrere Standorte in der Stadt, wird sie aber verwaltungstechnisch bald in einem Neubau bündeln, der derzeit direkt neben der eigenen Immobilie, dem „Europa-Haus“, entsteht. Dazu riss die EWIBO eine alte, ehemalige Fabrikantenvilla, in der auch der Unternehmerverband mit seiner hiesigen Regionalgeschäftsführung zwischenzeitlich Mieter war, ab, und baut derzeit den funktionalen Neubau. 4,8 Millionen Euro wird die städtische Gesellschaft in das „Haus der Begegnung“ investieren, das Menschen aus Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Wohlfahrtspflege und öffentlicher Hand zusammenführen soll. Dieser Gedanke wurde 2016 mit der Auszeichnung „Ort des Fortschritts“ gewürdigt. Die nordrhein-westfälische Wissenschaftsministerin Svenja Schulze lobte den Ort: „Das Europa-Haus bietet für Bürgerengagement eine Austausch-Plattform, auf der Ideen entwickelt und umgesetzt werden. Ob die Unterstützung von jungen Eltern, Senioren oder Menschen mit Fluchterfahrung – die dort angesiedelten Projekte stoßen wichtige Debatten an und sind Beispiele dafür, dass Fortschrittlichkeit auch von sozialen Faktoren abhängt.“
Mobilitätskonzept sorgt für Teilhabe
Apropos Zukunft. Um Teilhabe am gesellschaftlichen Leben in jedem Alter zu ermöglichen, ist Mobilität gefragt – also nicht nur sicher zur Schule oder aus entlegeneren Stadtteilen zu Krankenhaus und Ärzten zu gelangen, sondern auch barrierefrei zu Ämtern oder ins Zentrum. Hierzu wird gerade ein Mobilitätskonzept entwickelt, das die Stadtwerke Bocholt und die EWIBO sowie zahlreiche Stakeholder derzeit koordinieren. Ziel ist es, die Lebensqualität und Wirtschaftskraft in Bocholt durch zukunftsfähige, nachhaltige und aktivitätsfördernde Mobilitätslösungen zu steigern. In diesem Zusammenhang werden u.a. Themen wie Elektromobilität diskutiert. Weiteres Zukunftsthema für Klein-Schmeink und Hollmann ist die zunehmende Vielfalt: „Wir müssen viele Gruppen zusammenbringen: Migranten, Ältere, Menschen mit Behinderung, Berufstätige mit Kindern“, gibt Klein-Schmeink zu bedenken; bei allem Tun sei Menschlichkeit gefragt: „gefühlt abgehängte Menschen müssen wir zurück in unsere Gesellschaft holen. Damit nehmen wir auch populistischen Parteien den Nährboden“. Wo auch immer in Zukunft Teilhabe organisiert werden muss, kann die EWIBO ihre Stärke ausspielen, vielseitig zu sein, interdisziplinär und vernetzt zu arbeiten sowie in Projekten und über Ressortgrenzen hinaus quer zu denken.
Jennifer Middelkamp
Infos
EWIBO Entwicklungs- u. Betriebsgesellschaft der Stadt Bocholt mbH
Adenauerallee 59
46399 Bocholt
02871 21765-0
www.ewibo.de
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