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Weiterlesendiscovering hands aus Mülheim setzt blinde Frauen in der Brustkrebsfrüherkennung ein / Innovative BGM-Maßnahme
Mit geübten Bewegungen, langsam und sorgfältig, tasten sich die Hände vorwärts. Akribisch, Zentimeter für Zentimeter, um möglichst genaue Ergebnisse zu erzielen. Ergebnisse, die über Leben und Tod entscheiden können. Die Dame, die tastet, ist eine Medizinisch-Taktile Untersucherin (MTU). In einer neunmonatigen Ausbildung hat sie sich darauf spezialisiert, Knoten in der Brust zu ertasten. Das Besondere: Die MTU ist sehbehindert, so wie alle 40 Medizinisch-Taktilen Untersucherinnen, die mittlerweile für das Unternehmen „discovering hands“ arbeiten.
„Alles begann vor zehn Jahren in der Praxis von Dr. Frank Hoffmann in Duisburg“, erinnert sich Arndt Helf, der seit zweieinhalb Jahren Geschäftsführer von discovering hands mit Sitz im HAUS DER WIRTSCHAFT in Mülheim ist. Beim Gynäkologen dauere die Krebsvorsorge-Tastuntersuchung in der Regel nur wenige Minuten. „In dieser Zeit sind kleinere Knoten selbst von den erfahrensten Gynäkologen kaum aufzuspüren“, so Helf. Mit dieser Situation war Frank Hoffmann seinerzeit unzufrieden. „Vorsorge- und Krebsfrüherkennungsangebote in Deutschland müssen verbessert werden: Das Mammographie-Screening wird zum Beispiel erst für Frauen ab 50 Jahren angeboten – eine präventive Mammographie ist vor diesem Zeitpunkt nicht vorgesehen, obwohl etwa 20 Prozent der Brustkrebsneuerkrankungen auf Frauen unter 50 Jahren entfallen“, gibt Helf zu bedenken. Dr. Hoffmann suchte eine Ergänzung zur normalen Tastuntersuchung in der gynäkologischen Praxis. Mit Erfolg: „MTUs ertasten circa 30 Prozent mehr Gewebeveränderungen als Ärzte“, erklärt Helf.
Überlebenschance steigt erheblich
Anhand einer Perlenkette mit unterschiedlich großen Holzperlen macht er deutlich, was die MTUs von discovering hands leisten. Die größte Holzperle – etwas so groß wie eine Kirsche – können Frauen in Form eines Knotens in der Brust selbst ertasten – der so genannte Zufallsbefund. Der Gynäkologe tastet auch kleinere Knoten. Die MTU sind aber in der Lage, Knoten zu ertasten, die kleiner als eine Erbse sind. „Die Überlebenschance steigt so erheblich“, so Helf. Brustkrebs sei nach wie vor die häufigste Krebserkrankung und eine der häufigsten Todesursachen von Frauen. „Jedes Jahr erkranken in Deutschland knapp 70.000 Frauen an Brustkrebs. Lebensgefährlich ist aber nicht der Tumor selbst, sondern seine Streuung in den Körper. Deshalb ist Früherkennung so wichtig: Werden bösartige Veränderungen in der Brust durch eine gute Vorsorge rechtzeitig erkannt, können sie durch eine Therapie an der Ausbreitung gehindert werden.“
30 bis 60 Minuten dauert eine solche Untersuchung. Um die Stelle, an der die MTU einen Knoten getastet hat, möglichst präzise benennen zu können, wird eine Art Koordinatensystem auf die Brust geklebt – weiß-rote Orientierungsstreifen, versehen mit Blindenschrift. 40 gynäkologische Praxen in Deutschland nehmen schon die Unterstützung der MTUs in Anspruch, 21 Krankenkassen sind mit im Boot, die die Kosten der Untersuchung erstatten.
Zweite Säule: BGM
Eine zweite Säule ist das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM). „Im Rahmen des BGM größerer Betriebe kommt eine MTU in das Unternehmen. Es werden dann an mehreren Tagen in geeigneten Räumlichkeiten Tastuntersuchungen durchgeführt. Mit dabei sind zeitweise ein Gynäkologe sowie ein Ultraschallgerät, um im Verdachtsfall direkt reagieren zu können“, erläutert Helf. Er selbst kommt eigentlich aus dem kaufmännischen Bereich, arbeitete in der Automobilbranche. Zum Gesundheitswesen kam er rein zufällig, ist aber begeistert von der Branche. Neben dem Aspekt der verbesserten Vorsorge sei ihm vor allem eines wichtig: „Durch die Tätigkeit als MTU kommen die sehbehinderten Frauen komplett raus aus der Mitleidsecke, in die sie leider oft gestellt werden“, so Helf. „Sie erfahren große Anerkennung, ihre besonderen Talente werden gewürdigt.“ Das bringe die Frauen in Situationen, in denen sie helfen, statt Hilfe annehmen zu müssen. „Es ist toll zu sehen, wieviel Selbstvertrauen sie dadurch gewinnen“, lobt Helf.
MTUs bieten Schulungen an
Im Rahmen der dritten Säule des Angebots von discovering hands werden die sehbehinderten Frauen dann sogar zu Lehrerinnen: Die MTUs schulen Frauen, ihre Brust selbst möglichst professionell abzutasten. „Wer unter professioneller Anleitung an sich selbst lernt, die Brust systematisch abzutasten, spürt schon früh Veränderungen im Gewebe. Das kann lebensrettend sein. Deshalb haben wir die Anleitung zur Taktilen Selbstuntersuchung der Brust (ATS) entwickelt und zeigen Frauen in unseren Schulungen, wie einfach das geht.“ Auch eine solche Schulung könne im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements angeboten werden.
Arndt Helf hofft, dass die Wichtigkeit der Arbeit von discovering hands sich herumspricht. Unter anderem deshalb wurde das Unternehmen auch Mitglied im Unternehmerverband. „Es ist für uns extrem wichtig, uns mit anderen Unternehmen zu vernetzen und unseren Bekanntheitsgrad zu erhöhen“, so Helf. Mit einigen großen Firmen der Region arbeite man schon zusammen, es sollen noch mehr werden. Er verweist noch einmal auf die Vorzüge für die Unternehmen wie erhöhte Mitarbeitermotivation, verminderte Ausfallzeiten im Krankheitsfall und gelebte Inklusion. „Schützen Sie den größten Wert Ihres Unternehmens: Ihre Mitarbeiterinnen“, so Helf. „Bei uns ist Vorsorge im wahrsten Sinne des Wortes in den besten Händen.
Info
discovering hands
Wiesenstraße 35
45473 Mülheim an der Ruhr
0208 3099618-0
www.discovering-hands.de
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